Drei Jahre nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Indien ist einer der Angreifer aus der Haft entlassen worden. Der junge Mann, der zur Tatzeit minderjährig gewesen war, wurde einer Nichtregierungsorganisation übergeben.
Er sein nicht länger in Obhut der Polizei, sagte ein Sprecher der Polizei von Neu Delhi am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Der heute 20-Jährige habe eine neue Identität erhalten, hiess es aus Polizeikreisen.
Die Freilassung des Mannes erfolgte kurz vor einer für Montag angesetzten Anhörung vor dem Obersten Gericht. Dort wollte eine Frauenrechtsgruppe eine Petition gegen die Freilassung einreichen.
Die Eltern des Opfers kritisierten die Entlassung des jungen Mannes aus der Haft scharf. «Wir wollen Gerechtigkeit für unsere Tochter», sagte die Mutter von Jyoti Singh. Die 23-jährige Studentin war am 16. Dezember 2012 vor den Augen ihres Freundes von einer Gruppe Männer in einem Bus in Neu Delhi vergewaltigt und so schwer misshandelt worden, dass sie knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen erlag.
Ihr Fall sorgte weltweit für Empörung. In dem Fall wurden insgesamt sechs Männer angeklagt. Einer von ihnen starb in Haft – offenbar in Folge eines Suizids. Die vier übrigen wurden zum Tode verurteilt, legten aber Berufung ein.
Ein Gericht in der Hauptstadt Neu Delhi hatte am Freitag erklärt, die für Sonntag geplante Freilassung könne nicht gestoppt werden, weil der Verurteilte die im Jugendrecht geltende Höchststrafe von drei Jahren abgesessen habe. Die Behörden sollten in den kommenden zwei Jahren überwachen, ob er sich wieder in die Gesellschaft eingliedere. Der junge Mann war zum Zeitpunkt der Tat 17 Jahre alt gewesen.