Günstige Wohnungen bringen mehr als luxuriöse Lofts

Ein Markt ist gesund, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Das gilt auch für den Wohnungsmarkt. Doch gerade hier läuft seit geraumer Zeit einiges schief. Nor­mal­ver­dienende klagen über zu wenige erschwing­liche Woh­nungen für Familien. ­Begüterte bemängeln das dürftige Angebot ­an attrak­tiven Eigentumswohnungen. Und Unternehmer be­klagen ­sich über mangelnde Investitions­anreize, fehlende Baulandreserven und restriktive Bauvorschriften. […]

Ein Markt ist gesund, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Das gilt auch für den Wohnungsmarkt. Doch gerade hier läuft seit geraumer Zeit einiges schief. Nor­mal­ver­dienende klagen über zu wenige erschwing­liche Woh­nungen für Familien. ­Begüterte bemängeln das dürftige Angebot ­an attrak­tiven Eigentumswohnungen. Und Unternehmer be­klagen ­sich über mangelnde Investitions­anreize, fehlende Baulandreserven und restriktive Bauvorschriften.

Dabei hat es Basel noch gut. In den ver­gan­genen zehn Jahren sind die Mieten in der Limmatstadt rund doppelt so stark gestiegen wie am Rheinknie. Kostet eine 4,5-Zimmer­Wohnung in Zürich rund 3000 Franken pro Monat, zahlt man in Basel zirka 2000 Franken. Und im Gegensatz zu Zürich, wo nur eine von 2000 Wohnungen leer steht, findet man sich in Basel bei Wohnungs­besichti­gun­gen eher selten in einer Warteschlange von 50 Leuten.

Doch auch in Basel wird billiger Wohnraum knapper, wie eine Erhebung aus dem letzten Jahr zeigt: Standen 2010 rund 800 Woh­nun­gen leer, waren es 2011 noch rund 500.

Eine Situa­tion, die sich verschärfen wird. Denn nach einer längeren Phase des Bevöl­kerungsschwunds wächst Basel wieder um jährlich rund 2000 Menschen. Pro Jahr ­ent­stehen aber nur gegen 200 neue Wohnungen – und diese vorwiegend im hochpreisigen ­Seg­­ment, wie der Mieterverband kritisiert. Sozial und ­ökonomisch schwache Mieter dagegen fielen durch die Maschen der basel­städtischen ­Wohnpolitik, die auf das Anlocken «guter» Steuerzahler ausgerichtet sei.

Es geht auch anders, wie unsere Titel-geschichte zeigt (ab Seite 6). Zürichs Stadt­planer haben sich inzwischen wieder von der ein­sei­tigen Förderung ambitionierter Luxusbau­projekte verabschiedet: Statt auf teure Lofts wird der Fokus auf zahlbare Wohnungen für Junge und Ältere gesetzt. Nicht nur aus sozialpolitischen Gründen, ­sondern auch aus ökonomischer Einsicht. Denn nicht im trendigen Seefeld oder auf dem edlen Zürichberg fallen die höchsten Steuererträge pro Quadratmeter an, sondern im dicht besiedelten Kreis 4 – wo es noch zahlbare Wohnungen gibt.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30.03.12

Nächster Artikel