Steve Guerdat würde bei einem weiteren Sieg am Weltcupfinal in Omaha Historisches schaffen. Noch nie siegte ein Reiter dreimal in Serie mit drei verschiedenen Pferden.
Beim Weltcup-Final am Wochenende in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska steht Steve Guerdat im Fokus. Der Jurassier tritt nach den Siegen 2015 in Las Vegas mit Paille und 2016 in Göteborg mit Corbinian als doppelter Titelverteidiger an. Diesmal soll es die 11-jährige Stute Bianca richten – also wiederum ein Neuling.
«Wenn die Leute den Namen Bianca hören, sagen alle, sie sei ein Ausnahmepferd. Aber sie muss es zuerst noch beweisen», warnt Guerdat. Und fügt an: «Ich bin überzeugt, dass sie alles hat, was es braucht. Wir gehören auf dem Papier nicht zu den besten Paaren. Allerdings bekam Bianca bislang nie die Chance, es an einem Championat zu beweisen.» 2016 sattelte Guerdat an seinen zwei grossen Meisterschaften Corbinian (Weltcupfinal) und Nino (Olympische Spiele).
Der Entscheid, auf Bianca zu setzen, fiel bereits zu Beginn der Wintersaison. «Sie ist in Oslo, Helsinki, und Stuttgart gut gegangen», sagt der 34-Jährige. In die Überlegungen floss auch die Planung für den Sommer 2017 mit den Europameisterschaften in Göteborg als Höhepunkt ein. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mit einem Pferd zwei Championate im Jahr bestreiten kann. Corbinian ist deshalb für die Europameisterschaften vorgesehen. Er hat schon bewiesen, dass er gewinnen kann», erklärt der Olympiasieger aus dem Jahr 2012.
Gemäss Reglement dürfte Guerdat an der dreiteiligen Prüfung in Omaha zwei Pferde einsetzen. Dies ist für ihn aber auch aus sportlichen Überlegungen nicht sinnvoll. «Das Zeitspringen ist nicht so schwer, das Pferd kann sich warmlaufen. Bianca wird zudem immer besser, je mehr sie springt», sagt der nun in Elgg wohnende Reiter aus Bassecourt. Dieser Weg sei sinnvoller, als mit einem frischen Pferd gleich mit einer schweren Prüfung einzusteigen.
Biancas Vorbereitung verlief nach bewährter Strategie. Nach einer Ruhephase folgte «kaum seriöse Arbeit, aber gutes Einlaufen» und dann der Einstieg mit kleineren Prüfungen in Oliva Nova. «Die frische Luft und die Sonne an der spanischen Küste haben ihr sichtlich gutgetan», schwärmt Guerdat. In ’s-Hertogenbosch stand dann noch eine schwierigere Einheit an. Die Frischluft-Kur am Mittelmeer war nicht nur Biancas Privileg. Guerdat verlud insgesamt sechs Pferde in den Transporter.
Triple mit drei verschiedenen Pferden?
Jetzt gilt es ernst. Der Brasilianer Rodrigo Pessoa gewann 1998, 1999 und 2000 mit Baloubet de Rouet als bislang einziger Reiter dreimal in Serie die «Hallen-Weltmeisterschaft» – so bezeichnet Romain Duguet, der sich zusammen mit Martin Fuchs ebenfalls für den Weltcupfinal qualifiziert hat, den Anlass. Guerdat wäre der Erste, der das Triple mit drei verschiedenen Pferden schafft.
Die Statistik steht für ihn allerdings nicht im Vordergrund. Die Gedanken zum Thema Weltcupfinal drehen sich nicht bloss um Siege, sondern auch um Niederlagen. «Ich könnte schon viermal gewonnen haben. Zweimal habe ich es mit Nino vertan», betont Guerdat. Die Niederlagen im Stechen 2012 und 2013 und somit der 2. Rang wurmen ihn immer noch, weil er sie auf sein Konto nimmt.
Hat er diese Scharte mit den Siegen 2015 und 2016 nicht ausgewetzt? «Die Gedanken an die zwei Siege sind ebenso da wie an die zwei Niederlagen. Aber ich bin noch heiss auf Siege», versichert Guerdat. «Ein grosser Teil der Geschichte des Pferdesports gehört dem Weltcup. Ich möchte also noch mehr gewinnen.»
In Omaha machte der weitgereiste Guerdat noch nie Halt. «Ob die Stadt oder das Land toll ist, ist für mich nicht wichtig», sagt er. «Was zählt, ist unser Sport. Das Herz des Weltcups schlägt in Göteborg. Aber Las Vegas hat es auch gut gemacht, da war ein richtiges Pferdepublikum im Stadion. Ich hoffe, die Stimmung passt auch in Omaha.»