Gurlitt-Sammlung ist keine Milliarde wert

Die bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt beschlagnahmte Kunstsammlung ist nach Einschätzung eines führenden Auktionshauses nicht wie ursprünglich gemeldet eine Milliarde, sondern weniger als 50 Millionen Euro wert.

Henri de Toulouse-Lautrecs Zeichnung ist Teil der Sammlung (Archiv) (Bild: sda)

Die bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt beschlagnahmte Kunstsammlung ist nach Einschätzung eines führenden Auktionshauses nicht wie ursprünglich gemeldet eine Milliarde, sondern weniger als 50 Millionen Euro wert.

Der spektakuläre Kunstfund in München verliert immer mehr an Glanz: Die Sammlung ist nach Einschätzung eines führenden Auktionshauses nicht wie ursprünglich gemeldet eine Milliarde, sondern weniger als 50 Millionen Euro wert. Das Aktionshaus schätze den Wert der mehr als 1400 Werke, von denen der grösste Teil Papierarbeiten seien, auf bis zu 30 Millionen Euro, sagte Chef Robert Ketterer am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. In Medien war über einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro spekuliert worden.

Die Behörden hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei Gurlitt bereits im Frühjahr 2012 fast 1300 ungerahmte und rund 120 gerahmte Bilder beschlagnahmt.

Seit das Nachrichtenmagazin «Focus» Anfang November erstmals über den Fund berichtete, wird die Brisanz des Falls kontinuierlich gemildert. Ursprünglich hiess es, wertvolle Werke von Künstlern wie Pablo Picasso, Franz Marc, Paul Klee, Henry Matisse oder Max Beckmann seien in einer vermüllten Wohnung entdeckt worden. Dann zeigte sich, die Bilder waren fachgerecht gelagert und unbeschädigt.

Das Gerücht, es gebe noch weitere Lager, bewahrheitete sich ebensowenig wie jenes, der Wohnungsinhaber sei untergetaucht und zur Fahndung ausgeschrieben. Auch der Begriff «Nazi-Raubkunst» musste relativiert werden: Cornelius Gurlitts Vater, der die Bilder zusammengetragen hatte, hatte schon seit den 20er Jahren und auch nach dem Krieg gesammelt.

Selbst die im Krieg erworbenen Werke «entarteter Kunst» dürfen legal gehandelt werden. Welche Bilder wirklich Raubkunst sind, muss erst noch festgestellt werden.

Für die TagesWoche hat Georg Kreis über die «Geschäfte in der Grauzone» berichtet.

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