Jahrzehntelang lebte er völlig zurückgezogen in seiner eigenen Welt. Bis vor zwei Wochen. Seitdem steht Cornelius Gurlitt im Mittelpunkt einer NS-Raubkunst-Affäre, die weltweit Aufsehen erregt. Jetzt hat der 80-Jährige sich erstmals ausführlich öffentlich geäussert.
Er wolle alle Bilder behalten, sagte Gurlitt, der Besitzer der Münchner Kunstschatzes dem «Spiegel». «Freiwillig gebe ich nichts zurück.» Gurlitt wies die Vorwürfe gegen ihn zurück. Die gut 1400 Kunstwerke, die in seiner Wohnung sichergestellt wurden, habe sein Vater rechtmässig erworben.
Die Justiz und die Öffentlichkeit stellten «alles falsch dar». Der Staatsanwaltschaft habe er schon genug Belege geliefert, die ihn von jedem Verdacht entlasteten, betonte der Sohn des Nazi-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. Die Justiz ermittelt gegen ihn wegen Steuerhinterziehung und Unterschlagung.
Dem «Spiegel»-Bericht zufolge lehnt Gurlitt Gespräche mit den deutschen Behörden nicht ab. Von der öffentlichen Debatte um ihn zeigte er sich aber schockiert: «Ich bin doch nicht Boris Becker, was wollen diese Menschen nur von mir?» Gurlitt fügte hinzu: «Ich habe doch nur mit meinen Bildern leben wollen.»
«Die hätten warten können, bis ich tot bin»
Die Beschlagnahmung der Bilder kommentierte er mit den Worten: «Die hätten doch warten können mit den Bildern, bis ich tot bin.» Die Familiensammlung, die ihm per Erbe zugefallen war, sei sein Lebensinhalt gewesen: «Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt», sagte Gurlitt dem Nachrichtenmagazin.
Laut einem «Focus»-Bericht wollen Mitarbeiter des Kanzleramtes und der bayerischen Justiz Gurlitt dazu bewegen, die Bilder, von denen 590 als mögliche NS-Raubkunst gelten, freiwillig dem Staat zu überlassen. Im Gegenzug könne das Ermittlungsverfahren eingestellt werden. Eine «Vertrauensperson» solle an Gurlitt herantreten und an seine Verantwortung appellieren.