Wer vor einer stressigen Aufgabe eine halbe Tafel schwarzer Schokolade verspeist, hat weniger Stresshormone im Blut. Dies haben Forschende aus Bern und Zürich herausgefunden. Womöglich könnte dies die vor Herzinfarkt schützende Wirkung der dunklen Schokolade erklären.
Verantwortlich für diese Schutzwirkung sollen Pflanzenstoffe namens Flavonoide sein, was aus früheren Forschungsarbeiten bekannt ist, wie das Inselspital Bern am Montag mitteilte. Woher diese Wirkung kommt, sei erst teilweise erforscht, obwohl diese Substanzen seit längerem wegen ihren möglichen positiven Gesundheitseffekten untersucht werden.
In der Studie assen je rund 30 Männer entweder eine halbe Tafel dunkler Schokolade mit 72 Prozent Kakaoanteil oder eine halbe Tafel Placebo-Schokolade, wie das Inselspital Bern am Montag mitteilte. Diese war eine weisse Schokolade, die dunkel eingefärbt worden war und keine Flavonoide enthielt.
Zwei Stunden später durchliefen die Testpersonen ein fingiertes Vorstellungsgespräch mit freier Rede und einer anschliessenden Kopfrechenaufgabe. Dieser standardisierte Stresstest löst zuverlässig eine akute körperliche Stressreaktion aus, bei der Stresshormone ausgeschüttet werden.
Die mehrfache Messung der Stresshormone im Blut und Speichel der Testpersonen zeigte, dass jene Männer, die dunkle Schokolade gegessen hatten, weniger der Stresshormone Cortisol und Adrenalin produzierten – und zwar umso weniger, je mehr Flavonoide sie im Blut hatten. Dies berichten die Forschenden im „Journal of the American College of Cardiology“.
Andere Stresshormone, die vorwiegend in zentralen Teilen des Körpers wie dem Gehirn freigesetzt werden, wurden unverändert ausgestossen.
Stressgefühl war gleich hoch
Cortisol und Adrenalin hingegen werden über die Nebennieren produziert. Die Forschenden vermuten nun, dass die Flavonoide über diesen Weg die körperliche Stressreaktion mildern. Allerdings war das subjektive Stressempfinden, also wie stressig die Probanden die Aufgabe empfanden, bei beiden Gruppen gleich.
„Die Testpersonen fühlten sich nicht besser, nur ihre körperliche Stressreaktion war reduziert“, sagte Studienleiterin Petra Wirtz vom Institut für Psychologie der Universität Bern. Man könne nun spekulieren, dass der Körper durch die Wirkung der Flavonoide nicht der vollen Belastung des Stresses ausgesetzt ist – und somit das Herz schützt. Diesen klinischen Effekt müssten jedoch weitere Studien erkunden.
An der Studie waren auch Kollegen vom Psychologischen Institut der Universität Zürich und von der Abteilung für Psychosomatik des Inselspitals Bern beteiligt.