Heute qualifizieren sich vier weitere europäische Teams direkt für die WM in Brasilien. Russland, Bosnien-Herzegowina, England und Spanien gehen mit den besten Ausgangslagen in den letzten Spieltag.
Für Spanien und Russland ist die Qualifikation nur noch Formsache. Der Welt- und Europameister kann sich gegen Georgien genauso ein Unentschieden leisten wie die von Fabio Capello trainierten Russen in Aserbaidschan. Etwas kniffliger und nervenaufreibender kündigen sich die Aufgaben von Bosnien-Herzegowina und England an. Die Bosnier müssen in Litauen die punktgleichen, aber mit einer deutlich schwächeren Tordifferenz ausgestatteten Griechen, die gegen Liechtenstein antreten, auf Distanz halten. Die Engländer haben vor dem Heimspiel gegen Polen einen Punkt Vorsprung auf die Ukrainer, die in San Marino zu einem Pflichterfolg kommen dürften.
Im Rennen um die Barrageplätze stehen mit Schweden und Kroatien erst zwei Teilnehmer endgültig fest. Der schlechteste Gruppenzweite, der direkt ausscheidet, wird aus der Gruppe B (Bulgarien, Dänemark, Tschechien, Armenien), D (Türkei, Rumänien, Ungarn) oder E (Slowenien) kommen. Bleibt in der Schweizer Gruppe Island Zweiter, steht das Team von Lars Lagerbäck sicher als Barrage-Teilnehmer fest.
Roy Hodgson will mit seinen Engländern die Barrage auf jeden Fall umgehen. Dafür holte er seine Truppe nach dem 4:1 gegen Montenegro mit ziemlich strengen Worten wieder zurück auf den Boden der Realität, wie er selber sagte. «Ich muss die Mannschaft vor Selbstzufriedenheit schützen.» Sollte doch der eine oder andere sich bereits am Ziel wähnen, dürfte ihm ein Blick in die englischen Zeitung reichen, um den Ernst der Lage zu erkennen.
Gegen Polen drohe ein neuerlicher «Albtraum» wie vor 40 Jahren, war zu lesen. Am 17. Oktober 1973 hatten die Polen im Wembley ein 1:1 geholt und sich dadurch, anders als England, für die WM 1974 qualifiziert. «Ich denke, sie werden wie damals wieder auf ein gutes Resultat hoffen», meinte Hodgson. 20’000 polnische Fans werden im Wembley erwartet, obwohl es für die Gäste um nichts anderes mehr geht als um die Ehre.
Hodgson fürchtet vor allem die polnischen Konterattacken über die schnellen Dortmunder Offensivkräfte Robert Lewandowski und Jakub Blaszczykowski. Englands Angriff soll indes wie beim 4:1 gegen Montenegro am Freitag durch Andros Townsend beflügelt werden. Der 22-Jährige von Tottenham fiel bei seinem Debüt nicht nur wegen seines Treffers auf. Ashley Cole fehlt England aufgrund einer Rippenblessur.
Während England sich zum 14. Mal eine WM-Teilnahme sichern würde, steht Bosnien-Herzegowina vor einer Premiere. Mit einem Erfolg in Litauen wären GC-Spieler Izet Hajrovic und Co. die erstmalige Teilnahme sicher. Mit Schützenhilfe von Liechtenstein können die Bosnier nicht ernsthaft rechnen, um Griechenland auf Distanz zu halten. «Wir spielen auf Angriff, ohne Wenn und Aber», sagte Bosniens Vedad Ibisevic deshalb. Russland hat vor der Partie in Aserbaidschan ebenfalls alle Trümpfe in der Hand. Nach verpassten Endrunden 2006 und 2010 soll es für den übernächsten WM-Gastgeber endlich wieder klappen.
Spaniens erfolgsverwöhnte «Seleccion» beschäftigte vor dem Spiel in Albacete die von Del Bosque nach dem 2:1 gegen Weissrussland monierte mangelnde «Aggressivität» in der Offensive. Gegen Georgien wird erneut ein spanisches Anrennen erwartet.
Nicht nur in Europa, sondern auch in Nord- und Mittelamerika sowie in Südamerika fallen heute Entscheidungen. In der CONCACAF-Zone bangt Mexiko um die WM-Teilnahme. Um sich das dritte noch offene Ticket für Brasilien 2014 zu sichern, muss der WM-Gastgeber von 1970 und 1986 in Costa Rica unbedingt gewinnen und zugleich auf eine Niederlage von Honduras bei Schlusslicht Jamaika hoffen. Ansonsten drohen Playoff-Spiele gegen den Ozeanien-Vertreter Neuseeland.
Doch es kann für die Mexikaner auch ganz schlimm kommen. Bei einer Niederlage droht das sofortige Aus, denn Panama (8 Punkte) liegt vor dem Heimspiel gegen die USA in Lauerstellung. Und Mexikos Gegner Costa Rica, das neben den USA bereits für die WM qualifiziert ist, brennt darauf, «El Tri» zu eliminieren. Den Mexikanern fehle Demut, kritisiert Stürmer Joel Campbell. «Wer die Gegner nicht respektiert, steht da, wo Mexiko jetzt steht.» Mexiko war letztmals vor 32 Jahren in der WM-Qualifikation gescheitert.
In Südamerika können Ecuador und Chile (beide 25 Punkte) mit einem Remis in der Direktbegegnung die Qualifikation perfekt machen. Angesichts dieser Konstellation und mit Blick auf die schwere Aufgabe gegen das bereits qualifizierte Argentinien muss sich Uruguay (22 Punkte) wohl auf den Gang in die Playoffs gegen den Asienvertreter Jordanien einstellen.