Guttenberg sagt Europa schwierige Jahre voraus

Vor rund zwei Jahren ist der ehemalige deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über die Plagiatsaffäre gestolpert. Inzwischen sei er dankbar für die extremen Erfahrungen, die er gemacht habe – „durchaus auch für die negativen Brüche im Leben.“

Hat aus seinen Fehlern gelernt: Karl-Theodor zu Guttenberg (Archiv) (Bild: sda)

Vor rund zwei Jahren ist der ehemalige deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über die Plagiatsaffäre gestolpert. Inzwischen sei er dankbar für die extremen Erfahrungen, die er gemacht habe – „durchaus auch für die negativen Brüche im Leben.“

Die Zeit seit seinem Rücktritt habe er genutzt, „um aus eigenen Fehlern zu lernen und um mich auf Dinge zu konzentrieren, die Freude bereiten“, sagte Guttenberg im Interview mit der Zeitung „Sonntag“. Er habe sich etwa mit den Zusammenhängen der Finanzwelt befasst.

„Ich habe festgestellt, dass die Kenntnisse zur Zeit, als die Finanzkrise 2007 ausbrach, selbst in den Regierungen sehr begrenzt waren. Auch mir war bewusst, dass ich erhebliche Defizite hatte“, gab Guttenberg zu, der selbst während einiger Monate Wirtschaftsminister war.

Die Euro-Krise wird seiner Ansicht nach noch andauern. „Die Schwierigkeiten Europas werden uns noch Jahre begleiten, und wir werden immer wieder damit zu kämpfen haben, dass Politiker ihre Entscheide nicht an Europa ausrichten, sondern an der Frage, wie sie wiedergewählt werden können“, kritisierte er.

Schweiz als Teil Europas

Er könne nachvollziehen, dass die Schweiz zurzeit keine Lust verspüre auf eine EU-Mitgliedschaft. Er glaube aber, dass ein Land in Zukunft kaum mehr international Erfolg haben könne, wenn es meine, komplexen Problemen alleine begegnen zu können. Der Entscheid liege aber bei der Schweiz. Er selbst habe die Schweiz „emotional immer als Teil Europas begriffen“.

Guttenberg sprach im Interview auch über die Beziehung zwischen Deutschland und der Schweiz. Das Verhältnis müsse sich wieder verbessern, sagte er. Beide Seiten würden das Potenzial dazu mitbringen. „Manche Streitigkeiten sind abstrus“, sagte der ehemalige Spitzenpolitiker.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Eine Rückkehr in die Politik schliesst Guttenberg, der nächste Woche am Alpensymposium in Interlaken als Referent auftritt, nicht kategorisch aus. Er werde sicher nach Deutschland zurückkehren, sagte der zurzeit in den USA lebende Deutsche. „Wann das sein wird, und ob das privat oder in irgendeiner Funktion sein wird, das ist vollkommen unabsehbar.“

Zu einigen Fragen äussere er sich jedoch gern, auch wenn er im Privatleben stehe. Der Drang in die Öffentlichkeit sei bei ihm momentan aber „ausserordentlich begrenzt“, sagte er. „Ich habe in den letzten eineinhalb Jahren in deutschen Medien keine einzige Äusserung abgegeben, und daran werde ich auf Dauer auch nichts ändern.“

Guttenberg war am 1. März 2011 zurückgetreten, weil er in seiner juristischen Doktorarbeit zahlreiche Passagen von anderen Autoren übernommen hatte, ohne dies zu kennzeichnen.

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