Der Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán ist den Ermittlern ins Netz gegangen, weil er die von ihm verehrte Schauspielerin Kate del Castillo nochmals treffen wollte. Vom ersten Treffen, bei dem auch US-Schauspieler Sean Penn dabei war, gibt es ein gefilmtes Interview.
Nach Angaben von mexikanischen Regierungsvertretern wurde Guzmán seine «Vernarrtheit» in die Schauspielerin Kate del Castillo zum Verhängnis. Der 58-Jährige habe während seiner Flucht ein «geradezu zwanghaftes» Verlangen entwickelt, die 43-jährige Schauspielerin wiederzusehen.
Guzmán habe del Castillo immer als «die Schöne» tituliert und danach getrachtet, sie wiederzusehen, sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag Ortszeit. In Guzmáns Versteck in Los Mochis seien mehrere DVDs der Fernsehserie «La Reina del Sur» (Die Königin des Südens) gefunden worden, in der del Castillo eine Drogenbaronin verkörpert.
Die Bemühungen um ein weiteres Treffen hätten dazu beigetragen, dass Guzmán dingfest gemacht werden konnte, sagte ein Regierungsvertreter. Das von Guzmán herbeigesehnte zweite Treffen habe nicht stattgefunden.
Bei der Erstürmung seines Verstecks in Los Mochis vergangene Woche wurden fünf bewaffnete Vertraute Guzmáns getötet. Der Drogenboss selbst entkam zunächst gemeinsam mit seinem Sicherheitschef, wurde aber kurze Zeit später in einem gestohlenen Wagen geschnappt.
Drogenhandel geht weiter
Im vergangenen Oktober hatte das erste Treffen Guzmáns mit del Castillo und Penn stattgefunden. Das dabei entstandene Interview mit Guzmán für den «Rolling Stone» wurde nun vollständig veröffentlicht.
«Wenn ich einmal nicht mehr da bin, wird der Drogenhandel nicht abnehmen», sagt der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells in dem 17-minütigen Video, das das Magazin am Dienstag auf seine Internetseite stellte. Zuvor war lediglich ein Auszug veröffentlicht worden.
«El Chapo» spricht über seine Familie, seine Kindheit, über Drogenhandel und Drogensucht. Er bleibt dabei recht allgemein und stellt sich als einfachen und friedliebenden Mann dar, der durch die Armut in das Drogengeschäft gezwungen worden sei. Das Video mit schriftlich eingereichten Fragen wurde später aufgezeichnet.
Wegen des Treffens mit Guzmán ermittelt Mexikos Staatsanwaltschaft gegen die beiden Schauspieler. Sollte Geld geflossen sein, könnte sie sich als US-Bürgerin strafbar gemacht haben. Weil Guzmán auf der schwarzen Liste des US-Finanzministeriums steht, dürfen Amerikaner keine Geschäfte mit ihm machen.
Penn schrieb in einem Beitrag für den «Rolling Stone», del Castillo habe brieflich mit Guzmán in Kontakt gestanden, als er im Gefängnis sass. Der Drogenboss habe von einem Dokumentarfilm über sein Leben geträumt und dabei «ausschliesslich Vertrauen zu Kate» gehabt.