In Frankreich benehmen sich die Kinder am Tisch wie die Grossen und essen brav, was es gibt. Und wenn nicht, kommt ein «Steak hâché» auf den Teller. Ein Rezeptvorschlag nicht nur für die Kleinen.
Verallgemeinerungen sind doof, trotzdem behaupte ich: Französische Kinder sind gut erzogen. Sie benehmen sich jedenfalls in der Öffentlichkeit so. Die amerikanische Autorin Pamela Druckerman schildert im Spiegel vom 25. März ihre Erfahrungen in einem Restaurant im Westen Frankreichs. Die anwesenden Kinder sassen brav auf ihrem Stuhl und assen ohne mit der Wimper zu zucken ein Drei-Gang-Menü. Nur ein Kleinkind benahm sich unmöglich, schrie und schmiss mit Essen um sich. Es war ihr eigenes. Sie stellte sich die Frage, wie man Kinder so erzieht, dass sie ohne Tobsuchtsanfälle eine entspannte Mahlzeit im Familienkreis überstehen?
Lachs statt Spaghetti
Es ist ein ungeklärtes Phänomen und umso erstaunlicher wenn man weiss, dass schon ganz kleine Kinder in der Krippe gemeinsam artig ein Mittagessen zu sich nehmen, wie es sonst nur Erwachsene tun: Vorspeise, Hauptgang, Käse, Dessert. Woran liegt es? Es fällt auf, dass die Kinder in der Schule das essen, was sie sich von zuhause gewohnt sind oder umgekehrt. Ebenso im Restaurant. Einen lustigen Schlumpf-Teller mit Spaghetti ohne alles oder die Variante vom Käpt’n Blaubär mit den öldurchtränkten Fischstäbchen findet man auf keiner französischen Speisekarte.
Auf die Ess-Wünsche der Kinder wird also grundsätzlich nicht Rücksicht genommen, vielmehr werden sie von klein auf daran gewöhnt zu essen, was es gibt. Die Kleinen richten sich nach den Essgewohnheiten der Eltern und nicht umgekehrt. Ein Blick auf die Menükarte einer x-beliebigen Grundschule zeigt die Selbstverständlichkeit des Angebots von Endiviensalat mit Käsewürfel, Lachs mit Petersilienkartoffeln, Joghurt und Fruchtsalat. Die Schülerinnen und Schüler essen mit Appetit, denn das «Znüni» hat nicht stattgefunden. Französische Kinder (und auch Erwachsene) essen grundsätzlich nicht zwischendurch, sondern bei Tisch.
Hackfleisch im Familienrestaurant
Ausnahmen bestätigen die Regel. Und was geschieht mit den Kleinen, die sich nicht für Miesmuscheln oder Hühnerfrikassee erwärmen können? Natürlich zeigt sich das Personal in einem freundlichen Familienrestaurant gewillt, dem Sprössling ein kinderkompatibles Menü zu bringen, das in den allermeisten Fällen aus einem «Steak hâché, frites ou nouilles» besteht. Bernard und Valérie vom «Café de l’Univers» in Arpaillargues, einem malerischen südfranzösischen Dörfchen vier Kilometer westlich von Uzès, erfüllen den Wunsch nach einem einfachen Imbiss auch Erwachsenen. Ihr Hacksteak «à cheval» hat übrigens nichts zu tun mit falscher Deklaration sondern heisst so, weil ein Spiegelei wie ein Sattel auf dem Fleisch liegt. Also vielleicht doch so etwas wie ein Lucky Luke-Teller? Namensvorschläge sind willkommen.
Steak à cheval mit Rosmarinkartoffeln
Pro Person zwei mittelgrosse neue Kartoffeln der Länge nach in Viertel schneiden und in eine Schüssel geben. Mit etwas Olivenöl und grobkörnigem Fleur de Sel mischen, ein paar Zweige frischen Rosmarin dazugeben. Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die marinierten Kartoffelspalten mit dem Rosmarin lose drauflegen und im vorgewärmten Ofen bei 220 Grad ca. 20 Min. backen. Nach 10 Min. wenden. Die Kartoffeln sollten innen gar und aussen kross sein. Das vom Metzger aus reinem gehacktem Rindfleisch geformte Steak würzen und beidseitig nach Belieben braten. Auf den Teller geben. In der Pfanne ein Ei aufschlagen und das Spiegelei auf das Hacksteak drapieren. Die fertigen Kartoffeln auf den Teller geben und das Kindermenü für Erwachsene mit etwas Salat ergänzen. Bon Appétit!