Vor über einem Jahr brannte eine Textilfabrik in Bangladesch ab. Über hundert Menschen starben. Nun wird das Besitzer-Ehepaar zur Verantwortung gezogen.
Im November 2012 kamen 111 Menschen bei einem Fabrikbrand in der Nähe der Hauptstadt Dhaka ums Leben. Nach Ermittlungen, die über ein Jahr dauerten, haben die Justizbehörden in Bangladesch Haftbefehle gegen die Besitzer erlassen. Das Besitzer-Ehepaar muss sich wegen Totschlags und Nachlässigkeit mit Todesfolge verantworten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Auch 13 Mitverantwortlichen droht der Prozess.
In der Fabrik waren für ausländische Textilkonzerne Kleider produziert worden, unter anderem für die Bekleidungskette C&A, die US-Supermarktkette Walmart und eine Marke des US-Rappers Sean «Diddy» Combs. Durch die Tragödie waren die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter in dem südasiatischen Land auch im Ausland stark in die Kritik geraten.
Bangladesch ist mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar nach China der zweitgrösste Textilhersteller der Welt. Vier Millionen Menschen, zumeist Frauen, arbeiten in dem südasiatischen Land in dieser Branche.
Mindestlohn wurde erhöht – auf 68 Dollar
In den 4500 Textilfabriken ereignen sich immer wieder tödliche Unfälle. Vor drei Monaten wurde erst wieder ein Fall publik: Bei einem Fabrikbrand kamen zirka zehn Menschen ums Leben. Der Fabrikeinsturz am 24. April 2013, bei dem über 1100 Menschen ums Leben kamen, schockierte die ganze Welt. Die Empörung hier bei uns war gross. Die EU machte mehr Druck, was die Einhaltung internationaler Standards angeht, in der Folge schlossen viele Textilfabriken in Bangladesch.
Zahlreiche westliche Bekleidungsunternehmen unterzeichneten inzwischen ein Abkommen für mehr Gebäudesicherheit in den Produktionsstätten. In Bangladesch gibt es vermehrt Proteste, vor zwei Monaten demonstrierten Zehntausende Textilarbeiter in Dhaka mehrere Tage in Folge für gerechtere Löhne. Der Protest zeigte Wirkung: Mitte November wurde der Mindestlohnvorschlag von 68 Dollar pro Monat von Textilunternehmern abgesegnet.
Auch der Haftbefehl gegen die Besitzer der abgebrannten Fabrik ist ein Fortschritt. Trotzdem gibt es immer noch viele Vorfälle, für die niemand zur Verantwortung gezogen wird. Auch auf das Konsumverhalten in der westlichen Welt haben solche Unglücke längerfristig nur einen marginalen Einfluss. «Made in Bangladesch»-Schilder alarmieren uns zwar, doch in Ermangelung von Alternativen, durch fehlende Aufklärung, oder durch die Verlockung tiefer Preise überlegen wir es uns selten zwei Mal, in C&A und Co. einzukaufen.
Es gibt in der Schweiz zwar bereits Bemühungen, zunehmend faire Kleiderproduktion zu gewährleisten, etwa die Clean Clothes Campaign. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, wie die TagesWoche vor gut einem Jahr aufzeigte.