In der Adria, wo einst sogar der Weisse Hai kreuzte, sind Haie und Rochen heute weitgehend verschwunden. Dies ist die Bilanz eines internationalen Forscherteams. 60 Jahre Überfischung hätten die Bestände dramatisch dezimiert.
Demnach ist die Zahl der Rochen seit 1948 um 87,7 Prozent zurückgegangen, die der Haie sogar um 95,6 Prozent. Elf einst häufige Arten sind mittlerweile aus der Adria verschwunden, wie die Forscher im Fachjournal „Scientific Reports“ berichten.
Übrig geblieben sind nur noch 33 kleine, am Meeresboden lebende Knorpelfischarten. Das Ökosystem in diesem Meeresgebiet hat dadurch seine Struktur komplett verändert, schreiben die Forscher um Francesco Ferretti von der kanadischen Dalhousie University und seine Kollegen laut dem Onlinedienst „wissenschaft.de“.
Für ihre Studie hatten die Forscher die Daten von fünf grossen Bestandserhebungen ausgewertet, die zwischen 1948 und 2005 in der Adria durchgeführt wurden. Insgesamt 2575 Mal waren Forscher dafür mit Schleppnetzen und Trawler bestimmte Stellen in der Adria abgefahren und hatten dabei ihren Fang erfasst.
Durch die Fischerei seien zuerst die grösseren Hai- und Rochenarten verschwunden, nach Beginn des industriellen Fischfangs dann auch die mittelgrossen. Haie und Rochen sind aufgrund ihrer späten Geschlechtsreife und kleiner Nachkommenzahl besonders anfällig für Übernutzung.
Refugium an der Küste Kroatiens
Ein Refugium machten die Forscher vor der kroatischen Adriaküste aus: Dort gab es deutlich mehr Haie und Rochen als im Norden und Westen der Adria. Laut den Forschern liegt das daran, dass erstens die Küste für die Fischerei zu zerklüftet ist und zweitens die kroatischen Behörden den Fischfang dort nur wenig fördern.
Kurzzeitig, im Jahr 2008, hatte Kroatien vor seiner Küste sogar ein Meeresschutzgebiet eingerichtet. Es wurde auf Protest der umliegenden Länder wieder aufgelöst. „Eine ähnliche Initiative könnte die restlichen Haie und Rochen vor dem weiteren Rückgang bewahren“, urteilen die Forscher. Vom Reservat aus könnten sie auch den Rest der Adria wieder besiedeln.