Mehrere tausend Cholera-Opfer in Haiti gehen juristisch gegen die UNO vor. «Wir haben gerade die Cholera-Klage gegen die UNO eingereicht», schrieb die US-Organisation Institut für Justiz und Demokratie in Haiti (IJDH) am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Die Organisation vertritt nach eigenen Angaben rund 8000 Cholera-Erkrankte und Hinterbliebene von Cholera-Toten. «Wir denken, dass wir diesen Prozess gewinnen werden», sagte IJDH-Anwalt Ira Kurzban auf einer Pressekonferenz in New York. «Cholera wurde von UNO-Truppen nach Haiti gebracht.»
Die Infektionskrankheit war im Oktober 2010 in Haiti ausgebrochen. Mehr als 650’000 Menschen erkrankten seither, mehr als 8300 starben. Als Quelle der Epidemie wurde ein Fluss ausgemacht, der in der Stadt Mirebalais an einem Gelände vorbeifliesst, auf dem damals ein Lager nepalesischer UNO-Blauhelmsoldaten eingerichtet wurde.
In Haiti gleicher Cholera-Stamm wie in Nepal
Der dort nachgewiesene Cholera-Stamm ist derselbe, der auch in Nepal einen Ausbruch der Krankheit ausgelöst hat. Nach IJDH-Angaben sterben bis heute jährlich 1000 Menschen in Haiti an der Cholera.
Die UNO hatte bereits im Februar 2013 Forderungen der Betroffenen nach Schadenersatz abgelehnt. Dabei beriefen sich die Vereinten Nationen auf ihre Immunität, die in einer UNO-Konvention von 1946 geregelt ist. Anwalt Kurzban kritisierte dies am Mittwoch.
«Hier liegen einzigartige Umstände vor, bei denen sich die Vereinten Nationen nicht hinter dem Schild der Immunität verstecken können», sagte er.
100’000 Dollar für Hinterbliebene jedes Cholera-Toten gefordert
Im Mai hatten die Vertreter der Opfer der UNO 60 Tage Zeit gegeben, um Schadenersatz zu zahlen, und andernfalls eine Klage angedroht. Die Anwälte forderten damals 100’000 Dollar für die Hinterbliebenen jedes Cholera-Toten und 50’000 Dollar für jeden Überlebenden.
Die Krankheit verursacht schweren Durchfall und Erbrechen und kann unbehandelt in kurzer Zeit zum Tod führen. Vor dem Ausbruch war Haiti von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden, bei dem im Januar 2010 etwa 250’000 Menschen starben.