«Hallo, Komet!»: Raumsonde «Rosetta» erreicht Kometen «Tschuri»

Die europäische Raumsonde «Rosetta» hat nach mehr als zehn Jahren Flug durchs All ihr Ziel erreicht: Sie schwenkte in eine Umlaufbahn um den Kometen «67P/Tschurjumow-Gerassimenko» ein. Das von der Universität Bern entwickelte Instrument «Rosina» wird bald die ersten Moleküle aus dem Gasschweif des Kometen «riechen» können.

Graphische Darstellung der Annäherung von Rosetta an den Kometen (Bild: sda)

Die europäische Raumsonde «Rosetta» hat nach mehr als zehn Jahren Flug durchs All ihr Ziel erreicht: Sie schwenkte in eine Umlaufbahn um den Kometen «67P/Tschurjumow-Gerassimenko» ein. Das von der Universität Bern entwickelte Instrument «Rosina» wird bald die ersten Moleküle aus dem Gasschweif des Kometen «riechen» können.

«Wir sind beim Kometen!», verkündete ESA-Flugdirektor Andrea Accomazzo kurz nach 11:30 Uhr – und Hunderte Gäste und Zuschauer im Satellitenkontrollzentrum Esoc in Darmstadt jubelten. Kurz darauf twitterte die europäische Raumfahrtbehörde ESA «Hallo, Komet!» in etwa 20 Sprachen (@ESA_Rosetta).

Seit ihrem Start 2004 hat die Sonde über sechs Milliarden Kilometer zurückgelegt und ist mehr als 400 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Nun rast sie in einem Tempo von rund 55’000 Stundenkilometern in etwa 100 Kilometern Höhe über dem «Tschuri» getauften Kometen, dessen Seite sie nicht mehr verlassen wird, durchs All.

Gase messen

Die Ankunft beim Kometen freut auch das Team des Centers for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern, das den Rosetta Orbiter Spektrometer für Ionen- und Neutralgas-Analyse («Rosina») entwickelt hat. «Jetzt geht es definitiv los», sagte Annette Jäckel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am «Rosina»-Projekt, in einer Mitteilung der Hochschule. Das Instrument besteht aus zwei Massenspektrometern und einem Drucksensor.

Es soll unter anderem die Frage beantworten, ob Kometen Wasser und organische Moleküle – die Grundbausteine des Lebens – auf die Erde gebracht haben. Kometen sind Überbleibsel aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Sie bestehen aus dem gleichen Material, aus dem vermutlich auch Sonne und Erde «gewachsen» sind.

Das Instrument – eines von insgesamt elf Messgeräten und Kameras auf der Sonde – hat bereits auf der Reise zum Kometen Messungen vorgenommen und funktioniert laut seinen Betreuern gut. «Mit grosser Wahrscheinlichkeit können wir spätestens Mitte August die ersten kometären Moleküle messen», erklärte Jäckel.

Landeplatz ohne Krater

Als erstes muss «Rosetta» einen Landeplatz für das Landemodul «Philae» finden, das im November auf dem Kometen aufsetzen soll – ein Manöver, das erstmals überhaupt versucht wird. Damit die Landeeinheit stehen bleibt, sollen zwei Harpunen in den Boden des Kometen geschossen werden.

Der Landeplatz soll auf der Sonnenseite liegen und nicht zu viele Löcher oder Steine und keine Krater haben. «Auch nicht zu viel Gas, damit das Landemodul nicht weggeblasen wird», erklärte Jäckel. Das zu prüfen, sei wiederum eine Aufgabe für «Rosina». Das Instrument hat die Zürcher Firma RUAG Space gebaut, die Materialprüfungsanstalt Empa war ebenfalls beteiligt.

Schnabellose Gummiente

Für Aufregung hatten bereits die ersten Bilder der – ebenfalls mit Berner Beteiligung entwickelten – Kamera «Osiris» gesorgt, die aus 12’000 Kilometern Abstand gemacht wurden. Der Komet ähnelt nicht wie erwartet einer Kartoffel, sondern eher einer schnabellosen Gummiente.

Die «Rosetta»-Mission kostete rund insgesamt über eine Milliarde Euro. Sie wurde vor 20 Jahren begonnen und dauert noch bis 2015. Insgesamt sind 17 Nationen daran beteiligt.

Auf dem Rücken des Kometen soll «Philae» nun begleitet von «Rosetta» Richtung Sonne fliegen. Bis August 2015 wird sich das Dreiergespann dem Feuerball auf 195 Millionen Kilometer nähern – mit Teleskopen ist der Komet dann auch von der Erde aus zu sehen.

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