Lewis Hamilton gewinnt seinen Heim-GP in Silverstone und stoppt damit die Aufholjagd seines Teamkollegen Nico Rosberg, der Zweiter wird. Sauber verpasst die Punkteränge.
Weder der Doppelsieg von Mercedes noch der Heimtriumph von Hamilton kamen nach dem Qualifying vom Samstag überraschend. Die Art und Weise, wie der 30-jährige Engländer zu seinem 38. Grand-Prix-Sieg kam, erstaunte jedoch. Nach einem Festtag sah es für Mercedes zwischenzeitlich nämlich keineswegs aus.
Beim Start geriet Hamilton ins Hintertreffen und fand sich zwischenzeitlich völlig überraschend hinter den beiden Fahrern von Williams lediglich an dritter Position wieder. Nach einem taktisch geschickten Boxenstopp fuhr der WM-Leader aber bereits vor Rennhälfte seinem dritten Sieg in Silverstone nach 2008 und 2014 entgegen und liess sich auch durch den aufkommenden Regen in der Schlussphase nicht nervös machen. In der WM-Wertung vermochte Hamilton seine Führung vor Heimpublikum dergestalt um sieben auf 17 Punkte auszubauen.
Im Zuge des Wechsels von den weicheren auf die härteren Reifen liess der Brite, der als Erster der Sieganwärter die Boxen ansteuerte, sowohl Felipe Massa als auch Valtteri Bottas hinter sich, derweil Rosberg zunächst hinter dem Williams-Duo im 4. Rang hängen blieb. Im Rennfinale wechselte Hamilton vor seinen stärksten Herausforderern um den Tagessieg auf die Intermediates-Pneus und lag damit goldrichtig. Mit den nassen Streckenbedingungen bekundeten die beiden Williams-Fahrer erhebliche Probleme, sodass am Ende nicht einmal ein Podestplatz resultierte. Rosberg kämpfte sich auf Platz 2 vor, Sebastian Vettel im Ferrari wurde Dritter. Für Massa und Bottas blieben die Ränge 4 und 5.
Vor dem Start zum neunten Saisonrennen war, was die Spitzenpositionen betrifft, einzig darüber diskutiert worden, ob Rosberg seinen Teamkollegen wie vor zwei Wochen in Österreich beim Start würde überholen können oder ob Hamilton den Vorteil des besten Startplatzes diesmal nützen kann. Ein anderes Szenario sah das Renn-Drehbuch bei den Silberpfeilen nicht vor.
Doch zur grossen Überraschung lagen nach der ersten Kurve nicht die Autos von Mercedes an der Spitze, sondern jene von Williams. Massa erwischte einen fantastischen Start und preschte unwiderstehlich zwischen Hamilton und Rosberg an die Spitze. Auch Massas Teamgefährte Bottas lag für kurze Zeit vor Hamilton, ehe dieser Rang 2 vor der Neutralisation des Rennens wieder zurückerobern konnte.
Nach der Safety-Car-Phase, die aufgrund einer Kollision kurz nach dem Start zwischen den Lotus-Fahrern Romain Grosjean, Pastor Maldonado und Jenson Button im McLaren-Honda nötig geworden war, blies Hamilton zum Angriff auf Massa. Dabei beging der Lokalmatador jedoch einen Fahrfehler, so dass Bottas am britischen WM-Leader vorbeiziehen konnte und dergestalt bis zum ersten Reifenwechsel für eine Doppelführung von Williams sorgte.
Das Team Sauber erlebte in Mittelengland einen Tag zum Vergessen. Die erste Hiobsbotschaft ereilte die Hinwiler bereits vor Rennbeginn, als Felipe Nasr auf dem Weg zur Startaufstellung mit dem Sauber-Ferrari C34 in der Stowe-Kurve stehen blieb und aufgrund eines Getriebeschadens nicht am Grand Prix teilnehmen konnte. Der Schwede Marcus Ericsson war drauf und dran, dank Platz 10 einen WM-Punkt zu gewinnen. Aufgrund von (im Nachhinein) falschen Entscheidungen des Teams bei der Reifenwahl bei einsetzendem Regen musste der Schwede allerdings noch Fernando Alonso (McLaren) vorbeiziehen lassen.
Silverstone. Grand Prix von Grossbritannien (52 Runden à 5,891 km/306,198 km): 1. Lewis Hamilton (Gb), Mercedes, 1:31:27,729 (200,868 km/h). 2. Nico Rosberg (De), Mercedes, 10,956 Sekunden zurück. 3. Sebastian Vettel (De), Ferrari, 25,443. 4. Felipe Massa (Br), Williams-Mercedes, 36,839. 5. Valtteri Bottas (Fi), Williams-Mercedes, 63,194. 6. Daniil Kwjat (Russ), Red Bull-Renault, 63,955. 7. Nico Hülkenberg (De), Force India-Mercedes, 78,744. 8. eine Runde zurück: Kimi Räikkönen (Fi), Ferrari. 9. Sergio Perez (Mex), Force India-Mercedes. 10. Fernando Alonso (Sp), McLaren-Honda. 11. Marcus Ericsson (Sd), Sauber-Ferrari. 12. drei Runden zurück: Roberto Merhi (Sp), Manor-Ferrari. 13. Will Stevens (Gb), Manor-Ferrari. – 19 Fahrer gestartet, 13 klassiert und am Ziel. – Nicht gestartet: Felipe Nasr (Br), Sauber-Ferrari. – Schnellste Runde: Hamilton (29.) mit 1:37,093 (218,425 km/h). – Ausgeschieden u.a.: Romain Grosjean (Fr/Sz), Lotus-Mercedes; Jenson Button (Gb), McLaren-Honda; Daniel Ricciardo (Au), Red Bull-Renault.
WM-Stand (9/19). Fahrer: 1. Hamilton 194. 2. Rosberg 177. 3. Vettel 135. 4. Bottas 77. 5. Räikkönen 76. 6. Massa 74. 7. Ricciardo 36. 8. Kwjat 27. 9. Hülkenberg 24. 10. Grosjean 17. 11. Nasr 16. 12. Perez 15. 13. Maldonado 12. 14. Verstappen 10. 15. Sainz 9. 16. Ericsson 5. 17. Button 4. 18. Alonso 1. – Teams: 1. Mercedes 371. 2. Ferrari 211. 3. Williams-Mercedes 151. 4. Red Bull-Renault 63. 5. Force India-Mercedes 39. 6. Lotus-Mercedes 29. 7. Sauber-Ferrari 21. 8. Toro Rosso-Renault 19. 9. McLaren-Honda 5.