Mit Hilfe von Sonden in Stiftgrösse können Chirurgen künftig während der Operation Krebszellen und verdächtige Lymphknoten identifizieren. Die von Forschenden der ETH Lausanne (EPFL) mitentwickelten Geräte werden bereits im Einsatz getestet.
Entfernen Chirurgen einen bösartigen Tumor, müssen sie sicherstellen, dass sie alle Krebszellen restlos erwischen, und dass das Geschwür noch nicht in die benachbarten Lymphknoten gestreut hat. Um sie darin zu unterstützen, haben Forschende der ETH Lausanne (EPFL) gemeinsam mit der Firma Forimtech und dem Universitätsspital Lausanne (CHUV) zwei handliche, kabellose Sonden entwickelt.
Die etwa 20 Zentimeter langen und nur rund 100 Gramm schweren Geräte – die Gamma- und die Beta-Sonde – leiten operierende Ärzte mithilfe von Tönen, ähnlich wie ein Geigerzähler, wie die EPFL am Mittwoch mitteilte. Die Gamma-Sonde sei eine optimierte Version gängiger Hilfsmittel. Die Beta-Sonde dagegen sei ein neuer Gerätetyp.
Markierte Krebszellen
Die Beta-Sonde diene dazu, übriggebliebenes Tumorgewebe zu erkennen, indem sie mit Positronen markierte Krebszellen aufspürt. Die Positronen sind Bestandteil einer Tracersubstanz, die dem Patienten verabreicht wird, und heften sich an Tumorzellen.
Da sich Positronen nur wenige Millimeter durch Gewebe bewegen können, bedeutet ein Signal von der Beta-Sonde, dass sich ganz in der Nähe noch erkranktes Gewebe befindet, das unter Umständen mit blossem Auge nicht sichtbar ist.
Die Gamma-Sonde hilft Ärzten hingegen, den sogenannten «Wächter-Lymphknoten» zu bestimmen, also den, den der Tumor als erstes erreicht, wenn er streut. Bei der OP wird dieser Lymphknoten entfernt, um das Stadium der Krebserkrankung zu bestimmen.
Leicht, schnell, präzise
«Mit der Gamma-Sonde können wir spezifisch nur den Wächter-Lymphknoten entfernen», liess sich Maurice Matter vom CHUV in der EPFL-Mitteilung zitieren. Sei dieser Lymphknoten frei von Krebszellen, bedeute das, dass der Tumor noch nicht gestreut habe.
Im Vergleich zu bisherigen Geräten, die dem Aufspüren des Wächter-Lymphknotens dienen, sei die neue Sonde leichter, schneller, präziser und einfacher zu handhaben, schrieb die Hochschule.
Die EPFL-Forschenden um Edoardo Charbon entwarfen die beiden Geräte und miniaturisierten die Elektronik. «Das System muss robust genug sein, um die Sterilisation zu überstehen», sagte Charbon laut der Mitteilung.
Derzeit werden die beiden Sonden am CHUV geprüft. Sie wurden bereits in rund 30 Operationen eingesetzt. Noch dieses Jahr sollen weitere Tests an anderen Spitälern in ganz Europa folgen.