Die Leipziger Buchmesse steuert auf einen Besucherrekord zu. 64’000 Besucher kamen an den ersten beiden Tagen zu Deutschlands zweitgrösster Bücherschau, wie die Veranstalter in einer Halbzeitbilanz am Freitag berichteten.
Das sind 2000 mehr als 2011, als die Bücherschau mit schliesslich 163’000 Besuchern eine Bestmarke aufgestellt hatte. In den Messehallen drängten sich die Menschen am Freitag an den Verlagsständen, bei Autorenlesungen und Diskussionsrunden.
Die Buchpreis-Kandidaten Thomas von Steinaecker, Anna Katharina Hahn und Jens Sparschuh stiessen bei ihren Auftritten auf viel Interesse. Zu den Höhepunkten zählte am Nachmittag eine Veranstaltung mit Martin Walser, der in Kürze 85 Jahre alt wird.
Kurz vor der Wahl des deutschen Bundespräsidenten an diesem Sonntag interessierten sich viele Leser auch für das Buch des Kandidaten Joachim Gauck. Messebesucher blätterten in „Freiheit“ – und in der neuen Biografie „Joachim Gauck – vom Pastor zum Präsidenten“. Den grössten Ansturm erwartet die Messeleitung am Samstag.
Autor Kracht gibt keine Auskunft
Absagen musste seinen Auftritt der frühere deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher, der seine Biografie vorstellen wollte. Genscher habe ernste gesundheitliche Probleme und müsse sich einem Eingriff unterziehen, sagte sein Biograf Hans-Dieter Neumann.
Voll war am Donnerstagabend der Saal der Albertina-Bibliothek, wo der Schweizer Autor Christian Kracht aus seinem Roman „Imperium“ las. Fragen zu den gegen ihn geäusserten Rassismus-Vorwürfen waren aber ebenso wenig gestattet wie Fotografieren. Eine Lesung am Donnerstagvormittag an der Buchmesse hatte Kracht abgesagt.
Preisträger-Werk wird nachgedruckt
Der Rowohlt Verlag rüstet sich für eine grosse Nachfrage nach dem Buch „Sand“ des Schriftstellers Wolfgang Herrndorf. Der krebskranke Autor war am Donnerstag in Abwesenheit mit dem Leipziger Buchpreis in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet worden.
„Wir haben noch in der Nacht unsere letzten 8000 bis 9000 Exemplare ausgeliefert und werden jetzt 40’000 Stück neu drucken“, sagte Marketing Geschäftsführer Lutz Kettmann.
Mit dem Kurt-Wolff-Preis für unabhängige Verlage wurde der Heidelberger Verlag Das Wunderhorn ausgezeichnet. Verleger Manfred Metzner nahm die mit 26’000 Euro dotierte Ehrung entgegen.
Der Verlag habe seit seiner Gründung 1978 die internationale Orientierung und die lokale Verwurzelung des Programms erfolgreich ausbalanciert, befand die Jury.