Swiss-Ski regelt die Nachfolge des zurückgetretenen Frauen-Cheftrainers Mauro Pini intern. Der neue Hoffnungsträger heisst Hans Flatscher und ist immerhin schon mit einer Weltmeisterin verheiratet.
Hans Flatscher ist vielen mehr wegen seines Privatlebens als wegen seiner Trainertätigkeit ein Begriff. Der 43-jährige Österreicher ist seit 18 Jahren mit Sonja Nef, der einst weltbesten Riesenslalom-Fahrerin und Weltmeisterin von 2001, liiert. Die Familie Flatscher-Nef wohnt in Mörschwil im Kanton St. Gallen, im letzten Jahr haben die Eltern von Sophia und Anna geheiratet.
Doch ab sofort zieht Flatscher die Aufmerksamkeit primär aus beruflichen Gründen auf sich. Nach acht Jahren als Swiss-Ski-Gruppentrainer wird aus dem inoffiziellen Speed-Chef der Männer der offizielle Cheftrainer der Frauen. In den letzten 13 Jahren haben sich fünf Männer und mit Marie-Theres Nadig auch eine Frau auf dem Posten versucht. Flatschers Vorgänger Mauro Pini wurde ein Machtkampf mit dem entlassenen Abfahrtstrainer Stefan Abplanalp zum Verhängnis. Der Tessiner trat am letzten Donnerstag zurück.
Flatscher, ein allseits respektierter Fachmann, der als Trainer nie das Rampenlicht gesucht hat, verdiente sich seine Sporen im Österreichischen Skiverband ab. Von 2000 bis 2004 war er Abfahrtstrainer der deutschen Männer – mit der überraschenden WM-Bronzemedaille für Florian Eckert 2001 in St. Anton als Höhepunkt. Bei Swiss-Ski trug er zuletzt die Verantwortung für die Gruppe der Speed-Spezialisten um Patrick Küng, Marc Gisin und Ambrosi Hoffmann.
„Nach acht Jahren als Gruppentrainer bei den Männern ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel und eine neue Herausforderung“, sagt Flatscher. „Ich bin sehr motiviert, die grossen Aufgaben anzupacken, welche auf mich warten.“ Dazu gehört zuerst einmal die Regelung der Nachfolge von Abplanalp und die Besänftigung aufgebrachter Gemüter, die den stillosen Rausschmiss des Berner Oberländers noch immer nicht ganz verdaut haben.
Zentral wird auch sein, dass Flatscher einen guten Draht zu Lara Gut und deren Vater und Privattrainer Pauli Gut findet, was Guts ehemaligem Privattrainer Pini in der Cheffunktion je länger je unmöglicher geworden war. Zu den grössten Herausforderungen für Flatscher und seine Crew zählt neben der Bekämpfung der fast schon chronischen Schwächen in den technischen Disziplinen, dass die zahlreichen verletzten Fahrerinnen behutsam wieder ans Weltcup-Niveau herangeführt werden.
Mit Flatscher hat Leistungssportchef Dierk Beisel eine Person für den schwierigen Job gewinnen können, die auf breite Akzeptanz stossen dürfte. „Er verfügt über sehr grosse Erfahrung, ist international ausgesprochen gut vernetzt und kennt die Strukturen und Eigenheiten des Schweizer Systems im Skisport von seiner langjährigen Tätigkeit bei Swiss-Ski bestens“, sagt Beisel.
Als weiterer Kandidat war der Norweger Marius Arnesen, bis 2010 der Cheftrainer von Aksel Lund Svindal, gehandelt worden. Gemäss „Blick“ war Arnesen aber nicht bereit, mit seiner Familie aus Norwegen wegzuziehen.