Happy Birthday und bleib dreckig, Bruce!

Bruce Willis wird heute 60 Jahre alt. Bei aller Nachsicht für seine Versuche in einfühlsamen Rollen: Wir feiern ihn immer noch als harten Cop. Zum Geburtstag listen wir seine 7 wichtigsten Stationen. Bruce Willis wird 60 Jahre alt. Bei aller Nachsicht für seine Versuche in einfühlsamen Rollen: Wir feiern ihn immer noch als harten Cop. […]

Nicht mehr so guter Teil vom Film wie der erste, aber immer noch ziemlich guter Bruce: Zur Premiere von Sincity II im 2014.

Bruce Willis wird heute 60 Jahre alt. Bei aller Nachsicht für seine Versuche in einfühlsamen Rollen: Wir feiern ihn immer noch als harten Cop. Zum Geburtstag listen wir seine 7 wichtigsten Stationen.

Bruce Willis wird 60 Jahre alt. Bei aller Nachsicht für seine Versuche in einfühlsamen Rollen: Wir feiern ihn immer noch als harten Cop. Zum Geburtstag listen wir seine 7 wichtigsten Stationen.

1. «Die Hard», 1988

Eine Storyline, die sich immer wieder neu auftischen lässt: Harter Einzelkämpfer bringt alleine eine Terroristengang zur Strecke. McClane war der erste davon. Ein New Yorker Cop, der zufällig am falschen Ort landet und dann alles richtig macht, bis der letzte Gegner am Boden liegt oder vom Hochhaus fliegt. Bruce Willis fand als McClane 1988 zu seiner Durchbruchsrolle und definierte gleichzeitig den Hollywood-Actionhelden neu: die breitschultrigen Kerle vor ihm, Schwarzenegger, Stallone, Norris, räumten zwar mit ihren Kanonen auch alles weg, verloren jedoch kaum ein Wort darüber, erst recht keinen lockeren Spruch und zeigten vor allem keine emotionale Regung. McClane war anders. Keine fleischgewordene Kampfmaschine, sondern ein Cop mit Familienproblemen und ächzendem Gesichtsausdruck, den man sich auf dem Feierabendsofa mit einer Flasche Bier genauso gut vorstellen kann wie mit Knarre im Liftschacht. Nicht geändert hat «Die Hard» indes die Mechanismen der Industrie: auf den Kassenschlager folgten Fortsetzungen, die immer schwächer wurden, die letzte vor zwei Jahren. «Ein guter Tag zum Sterben», hiess der deutsche Titel von Nummer Fünf. Soll gelten, vor allem für die Serie selbst.

2. «Pulp Fiction», 1994

«Die Hard» brachte Willis den Durchbruch und gleichzeitig ein massgeschneidertes Rollenbild. Fortan tauchte er regelmässig als kantiger Knarrenkerl auf, ein Image, das er sich mit mässig erfolgreichen Komödien abzustreifen versuchte. Neuen Karriereschwung fand er schliesslich bei Quentin Tarantino. Der sollte in den nächsten zwanzig Jahren manche festgefahrene Karriere wieder in Gang bringen, 1994 galt er jedoch noch als Geheimtipp, der gerade erst seinen dritten Film ins Kino brachte. «Pulp Fiction» ist eine irrwitzig postmodern gewendete Gangsterklamotte, die 24 Stunden lang den Figuren eines Schundkrimis folgt: Auftragskiller, ein Pärchen auf Raubzug à la Bonnie & Clyde, ein abgehalfterter Boxer (Bruce Willis). Sterben diese Figuren im Groschenheft normalerweise einen schnellen Tod, lässt sie Tarantino manchmal davonkommen – und sie danken es ihm zurück. Unvergessen Bruce Willis als Boxer Butch, der in einem Shop nach der richtigen Gefechtswaffe gegen seine Folterknechte im Keller sucht, und nach Hammer, Baseballschläger und Motorsäge schliesslich ergriffen ein Samuraischwert aus einer Scheide zieht. Am Ende, nach einem allzu harten Arbeitstag, braust er mit dem Mädchen auf dem Rücksitz per dickem Töff aus der Stadt. Wie soll man es ihm nicht gönnen.

3. «12 Monkeys», 1995

Willis, der Einzelkämpfer: Terry Gilliam verschaffte ihm in dieser dystopischen Meisterstudie eine vertiefte Ausgestaltung seiner Paraderolle. Im Jahr 2035 sind die Städte zerfallen und die Menschheit nahezu komplett von einem Virus dahingerafft, da meldet sich der verurteilte Kriminelle James Cole (Willis) freiwillig, per Zeitreise in die 1990er Jahre zurückzukehren, um die Ursache des Virus zu finden und en passant seine Verbrecherkarriere zu korrigieren. Gilliam erzählt mit «12 Monkeys» einen verschachtelten, vor lauter Zeitebenen und Realitätsgerinnungen nicht immer holperfreien Plot. Beklemmend jedoch Willis‘ Performance als Gleiter zwischen den Jahrzehnten, der zunehmend die Kontrolle über seine Wahrnehmung verliert; diabolisch Brad Pitt als irrer Sektenführer, und rauschend wie ein Sog Gilliams hoffnungslos inszenierte Zukunft als apokalyptischer Fiebertraum. Einer der prägendsten Hollywood-Filme der 1990er Jahre.

4. «The Fifth Element», 1997

Übles Szenario: alle 5000 Jahre kommt das Böse über die Erde, um alles Leben zu vernichten. Abwenden lässt es sich nur mit den fünf Elementen, mit Hilfe von befreundeten Ausserirdischen – und einem Bruce Willis, der dafür die Knochen hinhält. Im 23. Jahrhundert fällt ihm, einem ehemaligen Elitekämpfer, der nun als Taxifahrer jobbt, das fünfte Element in Gestalt der schönen Leeloo (Milla Jovovich) geradezu in den Arm. Und in ebendiesem hält er sie am Schluss eng umschlungen. Dazwischen gibts reichlich stilvolle Action, die Regisseur Luc Besson mit einem guten Auge für Sci-Fi-Ästhetik (und etwas viel Nonchalance gegenüber einer kohärenten Storyline) umgesetzt hat. Sehr virtuos und sehr erfolgreich: Noch heute ist «The Fifth Element» mit über 200 Millionen Dollar der grösste Kassenerfolg des europäischen Kinos.

5. «The Sixth Sense», 1999

Zwei Dinge bleiben von diesem Film, der Ende der 90er eine Renaissance des übersinnlichen Suspense-Kinos einläutete: die überraschende Wendung am Ende und der Satz: «I See Dead People!» Regisseur M. Night Shyamalan hat mit «The Sixth Sense» eine Kurzkarriere als Mystery-Regisseur und Haley Joel Osment eine noch kürzere als Kinderstar hingelegt. Der erstaunlichste Darsteller in diesem langsamen, durchdachten Thriller um einen Knaben, der mit den Toten kommunizieren kann, ist jedoch Bruce Willis. Er benutzt weder Fäuste noch Kanonen oder sein sarkastisches Mundwerk, sondern spielt eine stille, in sich gekehrte Rolle als Psychiater, die kaum mehr verlangt als zuzuhören und trübe zu schauen. Die Zusammenarbeit zwischen Shyamalan und Willis war mit «The Sixth Sense» derart erfolgreich, dass sie mit «Unbreakable» ein Jahr darauf gleich nachlegten.

6. «Sin City», 2005

Basin City, ein Sodom der Gewalt. Der Comicautor Frank Miller, der auch Batman fürs Kino wieder neu erschuf, hat Sin City, die Stadt der Sünde, in 13 Bänden als gezeichneten Film Noir erschaffen. Wie in seinem Batman-Buch gibt es auch hier nichts zu glauben, hoffen, moralisieren. In diesem Sodom, diesem Moloch, wird betrogen, beraubt und gemordet ohne höhere Macht und ohne Gerechtigkeit, und die, die sich noch an ein Ethos klammern wie etwa der aufrechte Polizist Hartigan, werden niedergeschossen. Roberto Rodriguez hat zusammen mit Quention Tarantino diese monströse Saga fürs Kino exzellent aufbereitet, seine Regie behält Stil und Ästhetik der Comic-Vorlage bis in die Farbgebung bei. Rodriguez‘ «Sin City» ist mehr als ein Kniefall vor Millers Vorlage, es ist eine Ausdehnung des Comics in den Film. «Sin City» (mit Willis erneut in einer Variation seiner Paraderolle des einsamen aufrechten Cops) setzte dank trickreicher Verwendung der digitalen CGI-Technik die Massstäbe für Comicverfilmungen, die bisher kaum je wieder erreicht wurden, auch von den Machern selbst nicht: Vergangenes Jahr lieferten Miller und Rodriguez «Sin City 2» nach – noch schmieriger, noch dunkler und brutaler, aber eben: war schon mal da, vor zehn Jahren.

7. «The Expendables», 2010

Zum Schluss noch einmal Karacho und Krawall: «The Expendables» steht stellvertretend für all die Filme, die Willis eben auch noch drehte: in der Regel stumpfes, aber auch höchst amüsantes Testosteronkino. «The Expendables» ist eine besonders ironische Köstlichkeit, in der sich neben Willis andere, noch ältere Stars noch einmal regen, um Fäuste und Kugeln fliegen zu lassen: Stallone, Lundgren, Schwarzenegger. Bruce Willis hat in seiner knapp 30-jährigen Filmkarriere immer wieder die Grenzen seines Talents auszuloten versucht, ob unter Tarantino, Shyamalan oder gar dem Skurrilitätsmeister Wes Anderson, seinen Fussabdruck hat er hingegen in derjenigen Rolle hinterlassen, wo es Typen wie ihn braucht: einen Zyniker mit kantigem Schädel, verschwitztem Hemd und der Bereitschaft, ebenso einstecken wie austeilen zu können. Einen Kerl also.

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