Nach dem 1:2 der Schweiz im Testspiel in Genf gegen Belgien gibt vor allem die Rote Karte von Haris Seferovic zu reden. Sie wird wohl eine Sperre nach sich ziehen.
Der Nationaltrainer Vladimir Petkovic nannte es eine Unbesonnenheit, der Stürmer Haris Seferovic sprach von einem Missverständnis und der Schiedsrichter Paolo Silvio Mazzoleni empfand es als Beleidigung. Der Schweizer Captain Valon Behrami stand ganz in der Nähe, als sich die umstrittene Szene in der 81. Minute ereignete. «Haris hat den Schiedsrichter ins Pfefferland gewünscht», sagte Behrami. Dafür gibt es die Rote Karte. «Bei einem Schiedsrichter aus Italien sowieso. Die reagieren auf Beleidigungen empfindlich», so Behrami.
Seferovic hat also geflucht. Aber hat er es wirklich gegen den Schiedsrichter getan? Der Täter verneinte. «Ich habe mich über mich geärgert. Die Beleidigung war gegen mich gerichtet», verteidigte er sich. Es sei ein Missverständnis gewesen, so der Stürmer. «Aber die Sache ist geklärt. Ich war nach dem Spiel in der Kabine des Schiedsrichters und habe mich entschuldigt und gesagt, dass ich es nicht gegen ihn gesagt habe.» Nun hofft Seferovic, dass Mazzoleni die Beleidigung im Rapport als Marginalie abtut und darauf, «dass ich nur für das Spiel am nächsten Freitag gesperrt werde.» Dannzumal absolviert die Schweiz den letzten EM-Test in Lugano gegen Moldawien.
Petkovics Ärger
Doch was passiert, wenn die mögliche Sperre zwei oder sogar drei Spiele umfasst und Seferovic den Anfang der EM-Endrunde verpasst. «Er wird die Konsequenzen alleine tragen müssen und dafür bezahlen», sagte Petkovic. «Man muss sich bewusst sein, dass man mit einer solchen Aktion an einem Turnier eine ganze Generation um den verdienten Lohn bringen kann.»
Petkovic ärgert sich über solche Dinge. Und man kann denken, dass es womöglich Seferovics Glück ist, dass der personelle Spielraum von Petkovic in der Offensive eng begrenzt ist. Josip Drmic ist seit langem verletzt, Renato Steffen fehlt an der EM ebenfalls. Breel Embolo gehört zwar zum Aufgebot, aber sein Fitness- und Formstand wird bis zuletzt ungewiss sein. Und Eren Derdiyok schied gegen Belgien noch vor der Pause aus (Schlag gegen den Kopf). Im Sturm kann es keine Härtefälle geben. Seferovic wird nicht um seinen Platz bangen müssen, wenn Petkovic am Montag das definitive 23-Mann-Kader bekannt gibt.
Zu den Wackelkandidaten gehört dafür Nico Elvedi. Der Zürcher Verteidiger, der in der Bundesliga-Rückrunde bei Borussia Mönchengladbach zum Stammspieler aufgestiegen ist, kam gegen Belgien erstmals für die Schweiz zum Einsatz. «In diesen 30 Minuten und in den Trainings unter der Woche konnte ich mich beweisen. Ich wäre bereit für die EM», so Elvedi. Am Montag weiss er, ob er nach Frankreich mitreist. «Die Hoffnung ist gross, aber im Fussball weiss man nie. Wenn es nicht klappt, muss ich mit dem Entscheid des Trainers leben.»