Harry Rowohlt ist gestorben

Der Schriftsteller und Übersetzer Harry Rowohlt ist am Montag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg gestorben. Das bestätigte sein Agent Ertu Eren der Deutschen Presse-Agentur.

epa04802068 A picture dated 17 October 2009 shows German writer Harry Rowohlt at the 61st Frankfurt Book Fair in Frankfurt am Main, Germany. Rowohlt has died aged 70 in Hamburg, Germany, 15 June 2015. EPA/ARNO BURGI

(Bild: ARNO BURGI)

Der Schriftsteller und Übersetzer Harry Rowohlt ist am Montag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg gestorben. Das bestätigte sein Agent Ertu Eren der Deutschen Presse-Agentur.

Harry Rowohlt gehörte zu den bekanntesten Stimmen der deutschen Literatur. Er galt als Multitalent, übersetzte zahlreiche Bücher aus dem Englischen, war Vorleser, Autor, Original, Botschafter des irischen Whiskeys und seit 20 Jahren der «Penner» aus der Dauerserie «Lindenstrasse». Seine Markenzeichen waren die widerspenstige Mähne und der eindrucksvolle Bart.

Geboren wurde Harry Rowohlt am 27. März 1945 in Hamburg als Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt und der Schauspielerin Maria Pierenkämper. Nach dem Abitur war er Lehrling im Suhrkamp Verlag. Danach volontierte er kurz im Rowohlt Verlag und fand es «schrecklich», wie er wiederholt erzählte.

Kein Interesse am Familienunternehmen

Rowohlt erbte 49 Prozent des väterlichen Verlags, wollte aber nicht dort einsteigen. Sein Vater sei fünf Mal Pleite gegangen. Er sei froh, nicht in den Verlag eingetreten zu sein, sagte er, «denn diese Tradition hätte ich als erstes wiederbelebt». Sein Bruder und er verkauften den Verlag Anfang der 1980er Jahre an die Holtzbrinck-Gruppe.

Anstelle des Familienunternehmens wählte Rowohlt den Weg nach Amerika, wo er eine Weile lebte. Zurückgekehrt nach Deutschland, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt zunächst mit Werbetexten.

 

Mit der Übersetzung des Kinderbuches «the last man alive» wurde er schlagartig bekannt. Unter dem Titel die «Grüne Wolke» schaffte das Werk als erstes Kinderbuch 1971 den Sprung in die «Spiegel»-Bestsellerliste.

Rowohlts Übersetzungen von «Winnie-the-Pooh» (Pu der Bär) wurden ebenfalls hoch gelobt, wie seine Übertragungen amerikanischer Literatur ins Deutsche. Als Kolumnist und Vortragskünstler war Rowohlt viele Jahre fast ebenso gefragt wie als Übersetzer.

Ausgezeichneter «Pu der Bär»

Rowohlt, der mit seiner Frau Ulla in Hamburg-Eppendorf lebte, wurde auch als Vorleser und Schauspieler einem grossen Publikum bekannt. So wurde er unter anderem für sein sechsteiliges Hörbuch «Pu der Bär» ausgezeichnet, ausserdem erhielt er den Sonderpreis des Deutschen Literaturpreises für sein Gesamtwerk.

Im Fernsehen war Rowohlt seit vielen Jahren in der Dauerserie «Lindenstrasse» zu sehen – als Penner Harry. Die Rolle erhielt er, weil er auf die Frage einer Zeitschrift nach seinem Lieblingsrestaurant vom «Akropolis» in der «Lindenstrasse» sprach. Der Witz war folgenreich: Rowohlt erhielt die kleine Rolle und wurde festes Ensemblemitglied.

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