Mit einer intensiven Diskussion über Libyen, Irak und Iran haben die Vize-Kandidaten für die US-Präsidentenwahl am Donnerstagabend die Fernsehdebatte eröffnet. Der Republikaner Paul Ryan warf Präsident Barack Obama Führungsschwäche vor.
Ausserdem kreidete Ryan der Regierung unter anderem Versagen im Vorfeld der tödlichen Terrorattacke auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi an. Der demokratische Vizepräsident Joe Biden wies die Vorwürfe strikt zurück. Kein einziges Wort von dem, was Ryan gesagt habe, sei korrekt.
Biden warf dem republikanischen Präsidentschaftsduo Romney und Ryan zudem eine sozial ungerechte Steuerpolitik vor. «Sie nehmen die Mittelschicht als Geisel, um die Steuern für die Superreichen zu senken», sagte der US-Vizepräsident. Unter Präsident Barack Obama würde dagegen der wohlhabenste Teil der US-Bevölkerung «etwas mehr zahlen», um die Mittelschicht zu entlasten und dem Land aus der Krise zu helfen.
Ryan entgegnete, dass die republikanischen Steuerpläne zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen führten. Schätzungen würden von sieben Millionen neuen Jobs ausgehen, sagte er. Zugleich bestritt er, dass die Steuerlast der Reichen sinken werde, da Romney Schlupflöcher im Steuerrecht schliessen werde.
Attacke auf Romney
Biden nahm in der Debatte die umstrittene Aussage Romneys über die «47 Prozent» der Wähler ins Visier, die keine Steuern zahlten und wegen ihrer Abhängigkeit vom Staat ohnehin für Obama stimmen würden. «Diese Leute sind meine Mutter und mein Vater, meine Nachbarn», sagte der Vizepräsident. «Sie zahlen mehr Steuern als Gouverneur Romney.»
Romney war wegen seiner Verschwiegenheit zu seinen Steuererklärungen in die Kritik geraten. Der Multimillionär hatte lediglich offengelegt, in den Jahren 2010 und 2011 Steuersätze von um die 14 Prozent gezahlt zu haben.
Die Steuerbescheide aus früheren Jahren hält Romney dagegen unter Verschluss. Dies nährte Spekulationen, dass der Republikaner womöglich Geld am US-Fiskus vorbei in Steueroasen geschleust haben könnte.
Kopf an Kopf
Das Duell zwischen dem 69-jährigen Biden und dem erst 42 Jahre alten Ryan in Danville im Bundesstaat Kentucky war mit besonderer Spannung erwartet worden. Präsident Obama hatte bei seiner ersten Debatte mit seinem Herausforderer Romney in der Vorwoche überraschend einen so schwachen Auftritt hingelegt, dass der Republikaner danach in Umfragen stark zulegte.
So zeichnet sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Wahl vom 6. November ab. Die Demokraten hoffen, dass der debattenerfahrene Biden wieder Boden gutmachen konnte.