Das Hörspiel «Hate Radio» des Schweizer Theaterregisseurs und Autors Milo Rau ist am Dienstagabend in Köln mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet worden.
Der gebürtige Berner Milo Rau stellt in «Hate Radio» die Mordpropaganda des populären Radiosenders RTLM aus Ruanda nach. «Während des Bürgerkrieges zwischen Hutu und Tutsi 1994 wurde diese Radiostation mit Popmusik, coolen Moderatoren und Höreraktionen zu einem massenwirksamen Instrument des Völkermords», heisst es in einer Medienmitteilung der Sender WDR und ORF, die das Hörspiel produziert hatten.
«Das Stück zeigt drastisch, zu welcher Manipulation Radio fähig sein kann – und hinterlässt die Frage, wie schnell ein solcher Zivilisationsbruch auch anderswo, auch hier möglich wäre», heisst es in der Begründung der Jury.
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden ist die bedeutendste Auszeichnung für Autoren deutschsprachiger Hörspiele. Begründet wurde der Preis 1950 vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands und ihrem Schriftleiter Friedrich Wilhelm Hymmen.
Bisherige Preisträger sind unter anderem Friedrich Dürrenmatt, Urs Widmer, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, Walter Kempowski, Heiner Müller, Christoph Schlingensief und Elfriede Jelinek.
Rau erhielt anlässlich des 1. Schweizer Theatertreffens im Mai einen Schweizer Theaterpreis in der Höhe von 30’000 Franken. Für Aufsehen sorgte der Regisseur 2013 mit seiner Inszenierung «Zürcher Prozesse», einem Schauprozess gegen die «Weltwoche».