Gleich mehrere Läden für Kinderkleider und -accessoires haben in den vergangenen Wochen in der Basler Innenstadt eröffnet. Ein neuer Trend?
Heutzutage trinkt eine trendige Mutter Latte Macchiatos und betrachtet ihr Kind als schickes Accessoire. So lautet ein Klischee der letzten Jahre. Die Latte-Macchiato-Mutter kleidet ihr Kind nicht in Röcklein vom C&A, sondern verwirklicht ihren individualistischen Stil schon beim Nachwuchs. Als Basler Latte-Macchiato-Mutter hatte man es in den vergangenen Jahren jedoch schwer. Denn Basel glich, was schöne Kindershops anbelangt, einer Wüste.
Doch lassen wir die Klischees beiseite. Egal, ob man als Mutter Latte Macchiato oder doch lieber Eistee trinkt: Man muss nicht jedem Kindertrend hinterherrennen, nur weil man sein Kind nicht in ein T-Shirt stecken will, mit dem es automatisch als Werbesäule für einen aktuellen Disneyfilm rumrennt. Auch Spitzenminiröcke und Kleinst-Lederjacken, in denen das Kind im zarten Alter von zwei Jahren bereits aussieht wie ein Teenager, sind nicht jedermanns oder -fraus Sache. An was es in Basel wirklich fehlte, waren Shops, in denen es kindergerechte, fröhliche, farbige Kleider gab, die (wenigstens einigermassen) bezahlbar waren.
Dies am eigenen Leib erfahrend, ergriffen in den letzten Jahren einige Mütter und Väter die Initiative und eröffneten eigene Läden. «Toi et moi» machte im August 2010 an der Missionsstrasse den Anfang, gefolgt vom «Sirup» an der Amerbachstrasse im Oktober desselben Jahres. Während «Toi et moi» vor allem auf skandinavische Kindermode setzte, war «Sirup» vom Konzept her zuallererst ein Second-Hand-Laden für qualitativ gute Kleidungsstücke für Kleinkinder, ergänzt durch lokale und regionale Designprodukte, die teilweise auch aus eigener Produktion stammten.
Alte und neue Kleider
Die periphere Lage der beiden Läden machten es der Kundschaft teilweise schwer, sie zu erreichen. Und so dürfen kinderwagenschiebende Elternteile sich darüber freuen, dass beide in den letzten Monaten den Weg in die Innenstadt gefunden haben: «Sirup» öffnete im Dezember seine Türen am Totentanz. Dort ist die Ladenfläche zwar kleiner, dafür aber profitieren die drei Inhaberinnen Mirjam Saltzman, Olivia Bigler und Marisa Gentinetta von mehr Laufkundschaft. Second-Hand-Kleider machen hier einen kleineren Teil des Geschäfts aus, daneben gibt es Haarspangen, Stoffe oder Wimpel, und auch neue bunte Kleider, etwa von «La Mela», dem Label von Bigler und Gentinetta. Das Sortiment wird laufend verändert und erweitert. «Wir passen uns laufend den Bedürfnissen der Kundschaft an», sagt Mirjam Saltzman. Nur Sirup gibt es – dem Namen zum Trotz – leider keinen mehr. «Leider fehlt hier im Laden ein Wasseranschluss», erklärt Mirjam Saltzman lachend. Das nächste Ziel sei es ab Sommer, die Öffnungszeiten auszudehnen – «Sirup» hat aktuell nur an drei Tagen geöffnet.
«Toi et moi» hingegen eröffnete vor Wochenfrist am oberen Ende des Spalenbergs. Nina Mösch, Inhaberin von «Toi et moi», gibt für den Umzug allerdings nicht mangelnde Kundschaft als Grund an: «Ich merkte schon an der Missionsstrasse, dass für einen Kinderladen, wie wir ihn führen, ein Bedürfnis vorhanden war: Die Leute kamen. Der Spalenberg, das war mehr eine Vision, die ich schon länger hatte, weil es mir hier einfach gefällt. Und als die Chance da war, ergriff ich sie.» Mösch setzt in ihrem Laden vor allem auf Kleider. 70 Prozent des Sortiments sind Textilien für Kinder bis acht Jahre, im Sommer soll es noch erweitert werden, so dass man auch Zehnjährige dort noch einkleiden kann.
Ökologisch und bequem
Vor allem aus Skandinavien kommt die Mode, die «Toi et moi» anbietet. Bunt ist sie, und plakativ, und dazu auch noch praktisch und bequem. Auch auf die Produktionsbedingungen wird geachtet, und einige Labels arbeiten mit Biobaumwolle. Damit gleicht sich auf den ersten Blick das Sortiment demjenigen des Ladens «Dreikäsehoch» der gleich gegenüber am Spalenberg vor ein paar Wochen Eröffnung feierte. Auch hinter dem «Dreikäsehoch» steckt eine Familie*, die in Basel nicht fand, was sie suchte. Hier allerdings machen die Kleider nur rund 30 Prozent des Sortimentes aus. Der Rest sind Accessoires, vom Kinderwagen über die Babyflasche bis hin zur Badeente.
Dass fast gleichzeitig zwei Kinderläden hier eröffnet haben, stört die Inhaber alle nicht. Man sehe sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung, ist von beiden Seiten zu vernehmen. Und für die Kunden gebe es nun gleich zwei Gründe, den «Berg» zu erklimmen.
*Die Betreiberfamilie wollte ihren Namen nicht nennen.
PS: Apropos Berg-Erklimmen: Am Bankverein gibt es seit ein paar Monaten ebenfalls einen neuen Kinderkleiderladen, «Berrycream». Der Laden, der vor allem outdoor-taugliche Kleidung verschiedener skandinavischer Labels im Angebot führt, ist eine von mehreren schweizweiten Filialen.