Im Zuozer Hotel Castell ist Tiefentspannung garantiert. Sogar wenn Zürcher im Hammam über Kunst schwadronieren.
Castell, öffne dich.
(Bild: Hotel Castell)Rapunzel, Rapunzel! Nein, das war die mit dem Turm. Dornröschen, Dornröschen! Nein, keine Rosen hier. Königin der Nacht? Egal: Hauptsache Schloss.
(Bild: Hotel Castell)Liegestuhl, bitte! Danke.
(Bild: Hotel Castell)Reden verboten. Auch für Zürcher, und auch, wenn's um Kunst geht.
(Bild: Hotel Castell)«Ihr Schüler der Natur, ihr kennt noch güldne Zeiten.» Wo er recht hat, hat er recht, der Albrecht von Haller.
(Bild: Florian Raz)Wo ist hier die nächste Bar?
(Bild: Florian Raz)Ah, da ist sie ja, im Hotel Castell. Viva.
(Bild: Hotel Castell)Gute Nacht aber auch.
(Bild: Hotel Castell)Schon die Ankunft ist grossartig. Am Bahnhof Zuoz wartet der Chauffeur und fährt uns durch ein Lerchenwäldchen bis vor das Portal des Hotels Castell (ja, Portal, wir sind hier im Schloss).
Ein bisschen peinlich berührt bin ich, das ist wohl meine protestantische Ethik (danke, Mama und Papa). Da ist dieses Unbehagen, dass es ungerecht ist, dass der Chauffeur uns chauffiert, der Masseur uns massiert (ein wenig später) und die Serviertochter uns Schaffelle auf die Terrasse bringt, während wir nichts müssen.
Ja, ja, ich weiss, die sind auch stolz auf ihren Job und so, aber trotzdem. Doch so gross ist das Unbehagen dann auch nicht, dass es mich daran hindern würde, selig auf dem Liegestuhl zu dösen.
Die Bergsonne ist die beste, imfall
Es soll ja Leute geben, die auf Strandferien schwören. Aber seien wir mal ehrlich: Keine Sonne ist so erholsam wie die Bergsonne. Sie ist nicht so erbarmungslos, dass man verbrät, aber stark genug, um das Gesicht zu wärmen und Tagträume heraufzubeschwören.
Da kann man sogar die Banker ignorieren, die darüber reden, welche Künstler sie persönlich kennen und wieviel ihre Bilder an der Art Basel kosten.
Psst, hier wird nicht gezürchert
Und wenn es kühl wird, dampft man sich im Hammam wieder warm. Da hat es zwar ein paar Zürcher (nichts gegen Zürcher!), die im Ruheraum über Kunst sprechen (ja, schon wieder), aber mit denen kann man ja reden und dann wird es still (ha!).
Apropos Kunst: Das Hotel Castell ist voll davon, sie gehört dem Hauptaktionär Ruedi Bechtler. Ich kenne mich ja nicht so aus, aber es ist ziemlich toll.
Da hüpft man beseelt im Bademantel durchs Treppenhaus und steht plötzlich vor nierenförmigen Käselaiben. Es ist aber kein Käse, sondern eben Kunst und zwar von Martin Kippenberger.
Achtung, Krokodil
Und unseren Hirschpfeffer geniessen wir unter einem Krokodil, das neidisch auf unsere Teller starrt. Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben es, zusammen mit Zweigen, Blumen und Jagdtrophäen, an die Decke des Jägerstüblis gehängt.
Man könnte noch weiterschwärmen vom «Castell» – von dem herzlichen Personal, der coolen Bar, dem hellen Zimmer. So viel noch: Am zweiten Tag gucken die Berge so bergig, dass wir wandern wollen.
Der Chauffeur, der Chauffeur
Wir fragen an der Rezeption nach, und schon haben wir einen Wandervorschlag mit Karte plus Picknick im Rucksack und sind unterwegs in Richtung Es-cha-Hütte. Die Lerchen weichen bald beflechteten Steinen und geben den Blick frei auf die Zacken des Piz Val Müra und den Piz Blaisun.
Nach einer heissen Schoggi in der Hütte steigen wir runter zum Albulapass. Und kurz darauf kommt schon der Chauffeur vom «Castell» und fährt uns zurück zum Hammam.
– Abliegen: Auf einem Schaffell auf der Terrasse. Oder im Doppelzimmer ab 230 Franken pro Nacht.
– Aufsteigen: Zur Es-cha-Hütte (circa 4 Std.). Wanderkarte und Picknick gibts an der Rezeption.
– Abdampfen: Im hauseigenen Hammam. Und vorher vielleicht noch schnell eine Massage buchen, die Masseure wissen, was sie tun.
– Abmampfen: Im Hotel. Auch die Köche wissen, was sie tun. Die Speisekarte gibt es hier.
– Abkultürlen: Das Hotel ist voller Kunstwerke. Und es hat auch ein Kino im Haus.
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