Hausarrest statt Gefängnis für Oscar Pistorius

Ein Jahr lang sitzt Oscar Pistorius wegen Totschlags in Südafrikas Hauptstadt Pretoria im Gefängnis. Nun ist der beinamputierte Ex-Sprinter unter Auflagen wieder freigekommen.

Oscar Pistorius stand 2013 vor Gericht in Pretoria (Bild: SI)

Ein Jahr lang sitzt Oscar Pistorius wegen Totschlags in Südafrikas Hauptstadt Pretoria im Gefängnis. Nun ist der beinamputierte Ex-Sprinter unter Auflagen wieder freigekommen.

Pistorius hatte am Valentinstag 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch eine geschlossene WC-Tür getötet und war am 21. Oktober 2014 wegen Totschlags zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach südafrikanischem Recht darf frühzeitig aus der Haft entlassen werden, wer mindestens ein Sechstel seiner Strafe verbüsst hat. Dies ist bei Pistorius der Fall.

Der Grund für diese Praxis sind hoffnungslos überfüllte Gefängnisse in einem Land, in dem statistisch jeden Tag 49 Morde passieren. Seine Reststrafe verbüsst Pistorius nun unter Hausarrest. Wie ein Behördensprecher mitteilte, hält er sich bereits in der Villa eines Onkels auf.

Nach seiner Haftentlassung am Montagabend muss Pistorius in Psychotherapie bleiben und sich strengen Auflagen unterwerfen. Wie genau die Auflagen für Pistorius aussehen, gab auch die Kommission für vorzeitige Haftentlassungen nicht bekannt. Sie erklärte lediglich, dass er ständig in psychotherapeutischer Behandlung sein müsse und keinen Zugriff auf Waffen haben dürfe. Experten zufolge könnten die Auflagen Hausarrest für eine bestimmte Zahl an Stunden pro Tag oder eine elektronische Fussfessel bedeuten.

Pistorius wurden als Kind wegen eines Gendefekts beide Beine unterhalb der Knie amputiert. Als Sprinter wurde er weltweit bekannt, als er mit seinen J-förmigen High-Tech-Prothesen aus elastischem Carbon bei den Paralympics Rekorde brach. Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London machte er Furore. Ganz Südafrika war stolz auf den zähen, wild-entschlossenen Sportler.

Seine Beziehung zu Reeva Steenkamp, einem aufstrebenden südafrikanischen Model, brachte ihn dann auch in die Klatschspalten der Zeitungen. Doch nach den Todesschüssen war es jäh vorbei mit «Oscar Superstar». Er wurde noch am gleichen Tag verhaftet, seine Sponsoren kündigten schnell alle Verträge.

Pistorius beteuerte stets, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und sie in Panik erschossen zu haben. Ebenso wie Steenkamps Eltern glaubt aber auch die Staatsanwaltschaft nicht an diese Version. Sie legte Berufung ein und strebt nun ein Urteil wegen Mordes und damit eine höhere Haftstrafe an. Der Berufungsprozess soll am 3. November beginnen.

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