Haushalt-Sklave mit Spassfaktor

Wer Staubsaug-Roboter überflüssig findet, sollte auch seinen Kaffee selber mahlen und brühen, den Geschirrspüler, die Waschmaschine und den Tumbler wegwerfen und von hand mixen. Es gibt Menschen, die glauben nicht an Roboter. Jedenfalls nicht daran, dass sie dereinst unser Leben vereinfachen werden. Ich gehöre dazu. Ich habe verstanden, dass sie es heute schon tun. Jedesmal, […]

iRobot Roomba 530: Vorletzte Generation der Staubsaugroboter, putzt aber erstaunlich gut.

Wer Staubsaug-Roboter überflüssig findet, sollte auch seinen Kaffee selber mahlen und brühen, den Geschirrspüler, die Waschmaschine und den Tumbler wegwerfen und von hand mixen.

Es gibt Menschen, die glauben nicht an Roboter. Jedenfalls nicht daran, dass sie dereinst unser Leben vereinfachen werden. Ich gehöre dazu. Ich habe verstanden, dass sie es heute schon tun. Jedesmal, wenn ich die Waschmaschine fülle, den Tumbler leere, mir auf Knopfdruck einen Kaffee spendieren lasse oder das Geschirr in den Spülroboter räume.

Zugegeben, das sind zwar allesamt sehr nützliche Maschinen, aber viel mehr als ein paar simple, programmierte Aktionen kriegen sie nicht hin. Müssen sie auch nicht: Was sie tun, tun sie gut und zuverlässig.

Das gilt auch für den Roomba, die neuste Ergänzung meiner «Roboter»-Kollektion. Dabei habe ich den «Staubsauger»-Roboter von iRobot selber verlacht, als er herauskam, und ins Reich der selbstständig Milch ordernden Kühlschränke verbannt. Zwar glaube ich durchaus an «intelligent» agierende Maschinen, aber nicht an Ministaubsauger. Die verpassen doch den wirklichen Dreck, sind sofort voll, verstopft oder sonstwie ausser Gefecht gesetzt.

Diese Unkenrufe hatten ihre Berechtigung: Als das Gerät auf den Markt kam, lasen sich die Testberichte zuerst meist wie Kabarettsketches. Die tellerförmige Maschine stürzte Treppen hinunter, verschluckte sich an Lautsprecherkabeln und Vorhangkordeln und stellte sich insgesamt häufig sehr blöd an.

Ein paar Jahre und neue Generationen später aber habe ich plötzlich nur noch Gutes gehört über den quirligen Roboter – und zwar durchwegs von Leuten, die einen besassen. Als ich mir schliesslich eines der einfacheren Modelle (ohne Zeitprogrammierung, die aber sehr empfehlenswert ist, oder Bluetooth-Modul, das wegen der Fernsteuerung via Smartphone zum Katzenerschrecken Spass macht), war ich nur noch beeindruckt.

Der Saugteller arbeitet sich nach einem Knopfdruck selber von der Ladestation weg und dann eine Stunde lang scheinbar konzeptlos durch den Raum; dabei saugt er zwar, aber wirklich putzen tut er mehr durch die beiden gegeneinander rotierenden Bürsten am Bauch. Nachdem er den Raum mindestens zweimal komplett abgefahren hat (sagt iRobot), fährt er auf die Ladestation zurück, wo er eine vergnügte Melodie dudelt und darauf wartet, dass die Kontakte seinen Akku füllen und der Besitzer den Staubbehälter leert.

Der ist meistens erstaunlich voll und mit erstaunlich viel Feinstaub im Filter dazu geeignet, Zweifler zu überzeugen. Katzen haben vor dem Gerät anfänglich Respekt und später viel Spass, wie zahllose Youtube-Videos beweisen. Haus- und Wohnungseigentümer mit viel Bodenfläche und wenigen Möbeln haben anfänglich viel Spass und bald die Überzeugung, nicht mehr ohne Roomba wohnen zu können.

Dass der Roboter kaum mehr ausser Gefecht gesetzt wird, liegt auch daran, dass er in diesen erprobt ist. Hinter der  Grundlagenforschung der Maschinen stehen inzwischen auch gigantische Budgetposten von Verteidigungsministerien. Namentlich das Militär der USA setzt immer stärker auf Maschinen. Wer das als Grund für einen Boykott sieht, muss sich vor Augen halten, dass ähnliches auch für viele Hersteller von Druckern und anderen computergesteuerten Maschinen gilt.

Im zivilen Einsatz jedenfalls verrichtet Roomba eine gesellschaftsfähige Aufgabe erfreulich gut. Wobei man eine Anmerkung machen muss – der Staubsaug-Roboter ist ideal für häufige «Wartungsreinigung», nicht für den Frühlingsputz.

Er lässt sich mit den im Lieferumfang enthaltenen virtuellen Wänden in einzelne Zimmer einsperren, rummst dank optischen Sensoren nicht mehr ungebremst in Wände und fällt keine Treppen mehr hinunter, frisst dank neuer Bauweise selten Kabel und wischt dank einer Kreiselbürste auch in den Ecken.

Und er bietet Bastlern dank einer Schnittstelle und einer einfachen Scriptsprache viele Möglichkeiten zum Um- und Ausbau. Alle andern kaufen besser gleich das mit einer Touchscreen-Schaltuhr ausgestattete, das Hundehaar- oder das Pool-Reinigungsmodell.

Und: Den guten, alten 1800-Watt-Schlittenstaubsauger habe ich noch nicht entsorgt. Denn Roomba hat nicht nur Mühe mit grösseren Schweinereien, sondern saugt leider auch keine Spinnweben in den Garagen-Ecken und hinter Heizungsradiatoren hervor.

Dafür macht es mehr Spass, ihm zuzusehen.

iRobot Roomba

  • Produkt: iRobot Roomba Staubsaugerroboter
  • Bezugsquelle: Haushaltgeschäfte und Onlineshops
  • Preis: Ab ca 400 Franken

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