Hazel am Schwingfest: Von Gladiatoren, Zwilch-Windeln und der Tradition

Hazel Unchained: Ein Besuch im pochenden Herzen der Sehnsuchtsschweiz.

In den Edelweiss Hemden verzeiht man so manchem Kind auch, dass es die Sandspielfläche als Katzenklo missbraucht.
 (Bild: Hazel Brugger)

Hazel Unchained: Ein Besuch im pochenden Herzen der Sehnsuchtsschweiz.

Als Tochter einer Deutschen und eines Staats- und Freizeitverweigerers ist es kein Wunder, dass ich während meiner ganzen Kindheit nie in die wundersame Parallelwelt der Schwing- und Älpleraktivitäten gezogen wurde. Entweder ist Patriotismus generell periodisch oder aber dieses fast schon offensive Ausleben der Swissness, dieser Hype um die Tradition, hängt mit der Gesamtsituation zusammen. Damit, dass wir uns vielleicht innenpolitisch gerade gut fühlen, oder zumindest das Gegenteil zu verdrängen versuchen, und sei dies auch nur in Anbetracht der krümelnden Nachbarswirtschaften.

Man legt Wert auf Hausgemachtes

Jedenfalls verlobt man sich heute wieder, trägt an Hochzeiten dick auf und im Alltag die Klamotten der Grosseltern. Man legt Wert auf Hausgemachtes, das schreibt der Trend vor. Also geht man auch ans Schwing- und Älplerfest, und dort hat man gefälligst eine sauglatte Zeit, sonst ist nämlich etwas von Grund auf falsch an der eigenen, unaufgeschlossenen Persönlichkeit.

Was früher der Gladiatorenkampf war, ist heute entweder eine x-beliebige Castingshow oder aber, traditioneller, swissnessiger und weniger demütigend, das Schwingen. Schild und Schwert werden gegen lustige Zwilch-Windeln eingetauscht und anstatt sich zu töten, klopft man sich nach dem Kampf das Sägemehl von den Schultern. Der Effekt fürs Publikum bleibt ähnlich – im Herzen sind wir alle Tiere, die bei der evolutionären Auslese unmittelbar dabeisein möchten. Je mehr Drama, desto besser, Heidi Klum, Caesar und die Organisatoren des ESAF 2013 können davon dasselbe Liedchen singen. Sempach und Wenger und Co. sind hier bigger than Elvis – und vermutlich schwerer als dieser selbst in Erdnussbutter-Exzess Phasen war.

Eine Fotoreihe soll zeigen, wie bizarr und dennoch herzlich das Fest ums Fest herum für mich als Ungeübte war.

 

 

Nächster Artikel