HCD-Präsident Domenig und der Vergleich mit Arosa

Gaudenz Domenig führt beim HC Davos mit Herz und Kalkül an verschiedenen Fronten Projekte voran. Sollte sein wichtigstes Anliegen scheitern, droht beim Rekordchampion ein schmerzhaftes Grounding.

Der Blick von HCD-Präsident Gaudenz Domenig in die Zukunft ist nicht nur sorgenfrei (Bild: sda)

Gaudenz Domenig führt beim HC Davos mit Herz und Kalkül an verschiedenen Fronten Projekte voran. Sollte sein wichtigstes Anliegen scheitern, droht beim Rekordchampion ein schmerzhaftes Grounding.

Hinter dem Entscheid zur Selbstvermarktung stehen die HCD-Verantwortlichen uneingeschränkt. Die Übergangsphase sei optimal verlaufen, die vom früheren Partner IMG geschaffene Basis war gut. Sie hätten wie erhofft Mehreinnahmen generiert, sagt Klubchef Gaudenz Domenig: «Wir halten den Schritt, das Turnier selber zu vermarkten, für absolut richtig.»

Domenig schätzt den individuelleren Verhandlungsspielraum und die generell grössere Flexibilität: «Es fällt uns vermehrt leichter, auf Sponsorenwünsche einzugehen.» Die Bilanz sei entsprechend zufriedenstellend – die exakten Ergebnisse liegen zwar erst Ende Januar vor, aber schon jetzt meldet Domenig: «Es läuft sehr gut, wir sind auf gutem Kurs.»

Seit der vollumfänglichen Integration der 11-Millionen-Exhibition in der Altjahreswoche setzt der HCD über 25 Millionen Franken um. Auf die Unterstützung einer Agentur verzichtet er bewusst. «Wir sind inzwischen selber ein ernsthaftes KMU, welches das Event-Management als Teil des Kerngeschäfts betrachtet – wie viele andere Klubs in der NLA übrigens auch.»

Die Spengler-Cup-Marge gegen oben hin wird knapper. «Das Niveau ist bereits hoch. Es geht nur in kleinen Schritten weiter aufwärts.» Potenzial für spürbare wirtschaftliche Fortschritte ortet Präsident Domenig bei der mangelhaften Infrastruktur: «Den nächsten Sprung können wir einzig mit einer Stadionrenovation machen.» Die veraltete Arena genügt den Ansprüchen längst nicht mehr.

Das Projekt zur umfassenden Sanierung liegt vor, eine überarbeitete Version wird der Verwaltungsrat noch vor dem Jahreswechsel begutachten. Nach der Prüfung durch das Davoser Stadtparlament wird die Bevölkerung im kommenden Herbst über die Vorlage befinden. Die Entscheidungsträger haben sich zum Ziel gesetzt, spätestens im vierten Quartal 2019 in einer komfortablen und rentableren Sitzplatzarena anzutreten.

Der Rekordmeister ist allerdings auf den Goodwill der einheimischen Stimmberechtigten angewiesen. Eine Niederlage an der Urne würde mutmasslich schwerer wiegen als alle Fehltritte der bald 21-jährigen Ära von Arno Del Curto zusammen. Domenig sagt, es gebe keinen Plan B: «Die Abstimmung ist überlebenswichtig. Wenn die Renovation abgelehnt wird, haben wir ein ernsthaftes Problem.»

Wegen feuerpolizeilicher Auflagen müsste der HCD die Zuschauerkapazität erheblich einschränken – gemäss Domenig um 2500 Plätze. Bei einem negativen Entscheid und ohne ein alternatives Projekt bahne sich ein höchst unfreundliches Szenario an: «Ein freiwilliger Abstieg wäre kaum mehr zu verhindern.» Ein hohes strukturelles Defizit kann und will sich die Klubführung nicht leisten. «Dann gehen wir den Weg von Arosa.»

TV-Pläne und das Nationalteam-Experiment

Noch stellt Domenig allfällige (Stadion-)Konsequenzen nicht in den Mittelpunkt, die Perfektionierung des Spengler-Cup-Produkts nimmt mehr Raum ein. Hinter den Kulissen weiten die Macher das TV-Netz aus. Neben kanadischen Haushalten sollen künftig auch Sport-Konsumenten im Norden der USA Live-Bilder aus Davos empfangen können. «Wir erhoffen uns zum einen eine zusätzliche Entschädigung, andererseits festigt ein erweiterter Markt die Lust, am Turnier teilzunehmen», so Domenig.

In Planung sind weiter sogenannte Power-Breaks. Zudem soll der Zuschauer in Übersee versuchshalber andere Rink-Werbung zu sehen bekommen – die Digitalisierung der Reklame ist bei der nächsten Verhandlungsrunde mit möglichen Geldgebern nicht zu unterschätzen: «In Nordamerika haben wir bereits mehr TV-Zuschauer als in der Schweiz. Das ist auf jeden Fall etwas wert.»

Ein sportliches Experiment ist in einem Jahr geplant. Sollte sich die NHL für einen Olympia-Verzicht entscheiden, könnte Davos Schauplatz eines Mini-Vorbereitungsturniers für die Winterspiele in Südkorea werden. Neben der Zusage des Schweizer Nationalteams signalisierte das Team Canada, in der Olympia-Besetzung anzutreten – Russland soll ähnliche Überlegungen anstellen.

«Es wäre eine Ausnahme. Wir sind grundsätzlich das älteste Klubturnier und haben nicht im Sinn, ein Nationenturnier zu werden», betont Domenig. Sollte der Verband aber eine längerfristige Spengler-Cup-Teilnahme für gut befinden, «müsste man diese Variante intensiv mit den Sponsoren und allen anderen Betroffenen diskutieren».

Strategisch wäre der dauerhafte Einbezug der Nationalmannschaft ein cleverer Schachzug. Im NLA-Spielplan würden attraktive Spieldaten frei, womit sich der Rahmen für das kostenintensive Abkommen der Davoser mit der Konkurrenz, die Meisterschaft bis 2021 zu unterbrechen, unter Umständen verändern könnte. «Würde die offizielle Nationalteampause aufgehoben, müssten wir die Abgeltung eigentlich neu diskutieren.»

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