Ein ehemaliger Schüler hat in einem Buch schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den bekannten Schweizer Pädagogen und Schriftsteller Jürg Jegge erhoben: Jegge soll Markus Zangger und weitere Schüler über Jahre sexuell missbraucht haben.
Zangger schrieb das Buch zusammen mit dem Journalisten und Autoren Hugo Stamm, der sich unter anderem als Sekten- und Religionsspezialist einen Namen gemacht hat. Gemeinsam stellten sie das Buch mit dem Titel «Jürg Jegges dunkle Seite» am Dienstag in Zürich vor.
«Es soll kein Abrechnungsbuch sein», sagte Zangger gegenüber sda-Video. Er wolle anderen Opfern Mut machen und erreichen, dass über diese Themen gesprochen werde. Gleichzeitig wolle er aber auch den Tätern ein Signal übermitteln und ihnen sagen, dass irgendwann auskomme, was sie getan hätten.
Zangger und Stamm schildern im Buch verschiedene Erlebnisse des jungen Sonderschülers Zangger, der 1970 als Zwölfjähriger zu Jürg Jegge kam. Unter dem Vorwand einer therapeutischen Massnahme soll es über Jahre zu körperlichen Übergriffen gekommen sein, bei denen sie beispielsweise gemeinsam onaniert hätten.
Erst mit 28 Jahren sei es Zangger gelungen, die sexuellen Übergriffe zu beenden, «doch die psychische Abhängigkeit blieb noch viel länger bestehen», schreibt er im Vorwort des Buchs. Dort schreibt er auch, dass die Vorwürfe verjährt seien.
Brief als möglicher Beweis
Als Beweis für die Übergriffe führen die Autoren einen Brief Jegges an, der auch im Buch abgedruckt ist. «Darin kommen ganz klar die Vorwürfe des Missbrauchs zur Sprache», sagte Stamm in einem Interview mit sda-Video.
Es sei aus dem Brief ablesbar, dass es zu diesen Übergriffen gekommen sei. Das hätten auch Psychologen so beurteilt, sagte Stamm. Vier ehemalige Schulkollegen haben laut Stamm zudem schriftlich bestätigt, dass auch sie solche Übergriffe erlebt hätten.
Gabriella Baumann-von Arx, Verlegerin des Wörterseh Verlags, der das Buch publizierte, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass sie von Zanggers Geschichte überzeugt sei. «Sonst hätten wir das Buch nicht gemacht.» Sie habe vor der Umsetzung vier lange Gespräche mit Zangger geführt.
Jürg Jegge war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.