Zehn Personen muslimischen Glaubens sind am Dienstag in der Region Winterthur verhaftet worden: Sie sollen im vergangenen November in der umstrittenen An’Nur-Moschee zwei Glaubensbrüder angegriffen haben. Die Angreifer hielten ihre beiden Opfer offenbar für Verräter.
Die Zürcher Strafverfolgungsbehörden haben am frühen Dienstagmorgen in Winterthur und Umgebung zehn Männer im Alter zwischen 17 und 53 Jahren aus dem Umfeld der An’Nur-Moschee verhaftet. Die Kantonspolizei Zürich, die Stadtpolizei Winterthur, die Staatsanwaltschaft und die Jugendstaatsanwaltschaft führten in der Region zudem rund ein Dutzend Hausdurchsuchungen durch.
Geschlagen und eingeschlossen
Den zehn Verhafteten wird vorgeworfen, dass sie am 22. November 2016 in der An’Nur-Moschee tätlich gegen zwei Glaubensbrüder vorgegangen sein sollen: Gemäss Oberstaatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass «die zwei Angegriffenen durch die Gruppe massiv geschlagen, misshandelt und eingeschlossen wurden». Zudem sollen die mutmasslichen Täter ihre beiden Opfer sowie deren Familien auch mit dem Tod bedroht haben.
Die Staatsanwaltschaft und die Jugendanwaltschaft haben gegen die neun erwachsenen Beschuldigten sowie gegen den jugendlichen Beschuldigten ein Verfahren wegen Angriffs, Freiheitsberaubung, Drohung, Nötigung sowie Körperverletzung eingeleitet.
Des Verrats beschuldigt
Zur heftigen Auseinandersetzung in der Moschee dürfte es im Zuge einer kritischen Medienberichterstattung gekommen sein: Die beiden Angegriffenen wurden offenbar des Verrats beschuldigt. Sie sollen einem Journalisten Informationen über eine umstrittene Predigt weitergegeben hatten.
Der damalige Imam der An’Nur-Moschee soll im vergangenen Oktober zu Gewalttätigkeiten gegenüber jenen Muslimen aufgerufen haben, die sich nicht an die Gebetszeiten hielten.
In der Folge führten die Strafverfolgungsbehörden am 2. November eine Razzia in der Moschee durch und verhafteten insgesamt vier Personen. Darunter befand sich auch der äthiopische Imam, der noch immer in Untersuchungshaft sitzt. Die übrigen befinden sich seit längerem wieder auf freiem Fuss.
Eine Moschee in den Schlagzeilen
Die An’Nur-Moschee in Winterthur-Hegi geriet in den vergangenen Jahren mehrmals in die Schlagzeilen. Mehrere Jugendliche aus der Region Winterthur sollen nach Syrien gereist und sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Sie alle sollen zuvor in der An’Nur-Moschee (Arabisch für «das Licht») radikalisiert worden sein.
Die Vermieterin kündigte dem Kulturverein An’Nur den Vertrag. Das Mietverhältnis wurde aber zwischenzeitlich zweimal erstreckt. Im Januar bestätigte das Winterthurer Bezirksgericht Berichte über die letzte Erstreckung. Über deren Dauer gab das Gerichts nichts bekannt.