Hilfswerke legen auf dem Finanzmarkt Gelder an, die sie für langfristige Projekte benötigen. Doch solche Anlagen sind heikel. Nicht alle Organisationen haben dafür ethische Kriterien festgelegt. Die Zewo möchte dies ändern.
Sie sammeln Spenden oder werden mit Legaten bedacht: Aber nicht immer geben die Schweizer Hilfswerke diese Mittel sofort aus. Ein Teil davon bleibt für langfristige Projekte oder kommende Schadensereignisse reserviert. Diese Gelder könnten grundsätzlich auf einem Konto liegen bleiben – oder auf dem Finanzmarkt angelegt werden.
Zu den Organisationen, die eine aktive Anlagepolitik betreiben, gehört die Glückskette. Anfangs Juli hatte das Hilfswerk bekannt gegeben, dass ein Teil der Betriebskosten über Geldanlagen finanziert wurden: Ein Gewinn von rund 2,7 Millionen Franken konnte beigesteuert werden.
Verluste aus Währungsspekulationen
Es gab dazu zuletzt auch negative Meldungen: Im Juni musste Greenpeace International bekannt geben, dass ein Mitarbeiter aus der Finanzabteilung mit Währungsspekulationen einen Verlust von rund 4,5 Millionen Franken verursacht hatte.
Wenn Hilfswerke auf dem Finanzmark investieren, gehe es aber nicht nur um Fragen des Risiko-Managements, sagte Martina Ziegerer, Geschäftsleiterin der Stiftung Zewo, der Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen.
Geldanlagen sollten nicht im Widerspruch zum Zweck der Organisationen stehen, argumentierte sie und illustrierte die Problematik an einem Beispiel: «Wer sich für Menschenrechte einsetzt, sollte keine Aktien der Rüstungsindustrie kaufen.»
Unterschiedliche Regelungen
Eine Umfrage der Nachrichtenagentur sda bei einigen Hilfswerken und Umweltorganisationen zeigt, dass sehr unterschiedliche Regelungen getroffen wurden. Nicht alle legen zudem ihre Mittel langfristig an.
Greenpeace Schweiz überweist einen Teil der Einnahmen an die Dachorganisation Greenpeace International. Für die restlichen Mittel sind in der Anlagen-Policy klare Regeln formuliert. Dort heisst es: «Wir dürfen keine Gelder in Wertpapiere oder Finanzinstrumenten anlegen. Wir haben keine Geldanlagen, nur Festgeldkonti.»
Bei der Schweizer Berghilfe gebe es für Geldanlagen keine konkreten ethisch-moralischen Beschränkungen, erklärte Ivo Torelli, Sprecher der Berghilfe. Man baue auf eine vorsichtige Risikostrategie und setze vor allem auf Schweizer Aktien.
Die Glückskette legt einen Teil der Gelder für langfristige Projekte selber an. Maximal 40 Prozent wurden zwei Banken mit einem Vermögensverwaltungsauftrag anvertraut. Dafür sei ein konservativer finanzieller Benchmark festgelegt worden, sagte Tony Burgener, Direktor der Glückskette.
Mit den selbstverwalteten Geldern versuche man nachhaltige Anlagen zu berücksichtigen. Dazu gehören zwei Fonds für Mikrokredite. Für alle Anlagen der Glückskette gelte, dass keine Investitionen in die Rüstungsindustrie erlaubt sind.
Weitere Ausschlusskriterien betreffen Suchtmittel, Tabak, Länder, die offenkundig Menschenrechte veröffentlichen und Unternehmen, die nach anerkannten Normen Kinderarbeit ausnutzen.
Keine Investitionen in Gold
In der Anlagestrategie der Caritas ist die Sozial- und Umweltverträglichkeit nach der Sicherheit, der Liquidität und der Rentabilität «der nächste Filter», sagte Hans Krummenacher, Leiter Finanzen und Administration von Caritas Schweiz. Man arbeite dafür unter anderem mit der Bank J. Safra Sarasin zusammen, die sich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert habe.
Auch die Caritas schliesst gewisse Investitionen aus: Dazu gehört Gold. Man habe dies abgeklärt und keine verträgliche Möglichkeit gefunden. Weiter werde nicht in die Gentechnologie für die Landwirtschaft investiert. «Und nicht in die Rüstungsindustrie», ergänzte der Caritas-Finanzchef.
Bisher bloss Empfehlungen
Die Abklärungen, was alles als nachhaltig gelte, seien komplex, betonen unisono die befragten Hilfswerke. Der Spagat zwischen Rendite und Ethik sei oft schwierig. «Wenn man die Gelder aber einfach auf einem Konto liegen lässt, macht die Bank damit, was sie will», plädiert Hans Krummenacher für eine aktive Anlagepolitik.
Die Zewo möchte erreichen, dass sich alle Hilfswerke, die Gelder langfristig anlegen, mit der Problematik beschäftigen. Bisher gibt es dazu aber bloss eine Empfehlung. Das könnte sich ändern: Bei der nächsten Überprüfung der Standards sei dies ein Thema, kündigt Martina Ziegerer an.