Kariem Hussein konnte über 400 Meter Hürden in seinem Heim-Stadion einen Sieg feiern. Der Thurgauer triumphierte beim Diamond-League-Meeting im Zürcher Letzigrund in 49,16.
Kariem Hussein sorgte bei Weltklasse Zürich vor 25’000 Zuschauern für den ersten Schweizer Sieg im Hauptprogramm seit André Bucher 2001 über 800 Meter. Der angehende Arzt setzte sich in Abwesenheit der WM-Finalisten relativ souverän durch. Auf der Zielgeraden gab es für Hussein vom Publikum eine Standing Ovation. An seine persönliche Bestzeit von 48,45 kam er jedoch nicht heran. Hussein wird schon in einer Woche beim anderen Diamond-League-Finale in Brüssel wieder starten. Dann wird der Wettkampf über 400 Meter Hürden zum «Diamond Race» zählen. Dies war in Zürich nicht der Fall.
Hussein analysierte seine Leistung wie folgt: «Hauptsache gewonnen. Der Lauf war nicht mega. Ich habe sicher an fünf Hürden angeschlagen. Vielleicht war ich schon etwas müde, denn das Programm im Sommer war hart. Hier in Zürich ging es primär einfach darum, den Sieg zu holen.»
Trotz Reisestrapazen lief Noemi Zbären bei Weltklasse Zürich mit 12,89 die sechstbeste Zeit ihrer Karriere. Die 21-jährige Emmentalerin gewann den extra für sie eingeschobenen Hürdensprint überlegen
Zbären strahlte nach ihrer Superzeit über das ganze Gesicht. «Ich wollte hier vor meinem Heimpublikum unbedingt ein starkes Rennen zeigen», sagte sie. Dass sie im nicht zum Diamond Race zählenden Lauf im Vorprogramm als klare Favoritin an den Start ging, kümmerte sie nicht. «Für mich war die Zeit wichtig.»
In 12,89 siegte sie überlegen eine halbe Sekunde vor der Holländerin Eefje Boons. Zbären blieb zum 16. Mal in den letzten 13 Monaten unter der Marke von 13 Sekunden. Erst fünf mal lief sie noch schneller als in Zürich bei kühlen und feuchten Witterungsbedingungen. «Ich bin sehr zufrieden», meinte sie «Das Heimpublikum hat mir wirklich geholfen.» Dass sie nach der WM in Peking müde sei, mache die Zeit noch wertvoller.
Nun reist sie in einer Woche noch nach Brüssel zum Finale der Diamond League, ehe sie zu verdienten Ferien kommt.
Die Schweizer Sprint-Queen Mujinga Kambundji erlebte über 100 Meter eine herbe Enttäuschung. Die 23-jährige Bernerin, die an den Weltmeisterschaften in Peking für Furore gesorgt hatte, war in einem Weltklasse-Feld chancenlos. Sie kam nicht über den 9. und letzten Platz hinaus. Bei Gegenwind und Temperaturen von nur 14 Grad blieb sie mit 11,51 gleich um 44 Hundertstelsekunden über ihrem Schweizer Rekord. Bei Kambundji hatte schon der Start nicht gestimmt. Sie wies die schlechteste Reaktions-Zeit ihres Feldes auf. Sie berichtete hinterher, sie habe beim Start einen Stolperer gehabt.
Kambundji wollte ihren Auftritt nicht schönreden. «Mit dieser Zeit kann ich ganz sicher nicht zufrieden sein», meinte sie. Sie mochte den Rückschlag nicht ausschliesslich auf den WM-Stress schieben. Eine gewisse Müdigkeit habe sie schon gespürt, aber beim Einlaufen sei das Gefühl noch recht gut gewesen.
Den Sieg sicherte sich Top-Favoritin Shelly-Ann Fraser-Pryce. Die zweifache Olympiasiegerin aus Jamaika, die kürzlich in Peking ihren dritten WM-Titel in der Disziplin 100 Meter errungen hatte, erzielte eine Endzeit von 10,93.
Nicht besser als Kambundji erging es Selina Büchel über 800 Meter. Die 24-jährige Toggenburgerin konnte sich zwar lange in einer vorderen Position halten, auf den letzten 100 Metern jedoch brach sie regelrecht ein. Die Hallen-Europameisterin, die den WM-Final in Peking knapp verpasst hatte, musste auf der Zielgeraden eine Konkurrentin nach der anderen an sich vorbeiziehen lassen. Am Ende wurde für Büchel die schwache Zeit von 2:02,43 gestoppt. Ihr Schweizer Rekord war deutlich ausser Reichweite (um rund viereinhalb Sekunden). Die kenianische Siegerin Eunice Jepkoech Sum kam auf eine Marke von 1:59,14.
Büchel meinte zu ihrem Einsatz: «Das Rennen war lange perfekt verlaufen für mich, aber am Schluss war der Tank leider leer. Die Zielgerade kam mir ellenlang vor. Ich brachte meine Beine kaum mehr nach oben.»
Lea Sprunger stand gleich zweimal im Mittelpunkt. Die 25-jährige Waadtländerin lief zum Abschluss des Meetings ein letztes Mal mit der Schweizer Sprintstaffel über 4×100 m. Sie wechselt nun permanent auf ihre neue Spezialdisziplin 400 m Hürden. Angesichts der nicht optimalen Bedingungen darf sich die Zeit von Marisa Lavanchy, Sprunger, Mujinga Kambundji und Sarah Atchoo absolut sehen lassen. Das Schweizer Quartett blieb in 43,10 nur 16 Hundertstel über dem nationalen Rekord.
Geschlagen wurden die Schweizerinnen von Jamaika, den USA und Trinidad und Trobago. Sprunger war trotzdem zufrieden. «Es ist Saison-Bestleistung. Bei diesen Bedingungen lag der Schweizer Rekord nicht drin.» Es seien auch alle nicht mehr so frisch gewesen. «Der Abschied war sehr emotional. Nach dem Rennen brach alles aus mir heraus.» Immerhin habe sie viele schöne Momente mit dem Team verbracht. Für Aushängeschild Mujinga Kambundji war die Staffel ein versöhnlicher Abschluss, nachdem sie mit ihrem Einzelrennen «überhaupt nicht zufrieden» war. «Die Leistung in der Staffel war gut, es haben auch alle Ablösungen geklappt», meinte sie.
Weniger überzeugen konnte Sprunger bei ihrem ersten Auftritt des Abends. Sie gewann zwar im Vorprogramm die 400 m Hürden standesgemäss, war mit ihrer Zeit von 56,40 aber alles andere als zufrieden