Heinrich Danioth, der Maler des Teufels

Millionen rasen jährlich am Gotthard an ihm vorbei: Dem an die Wand gemalten Teufel. Seinen Maler kennen nur wenige, sein Name ist Heinrich Danioth. Mit einem Blick in die aufgewühlte Schöllenen und dann hinaus aus dem Tor des Vierwaldstättersees in die Welt beginnt der Film von Felice Zenoni – «aus der Rumpelkammer Gottes und dem […]

Millionen rasen jährlich am Gotthard an ihm vorbei: Dem an die Wand gemalten Teufel. Seinen Maler kennen nur wenige, sein Name ist Heinrich Danioth.

Mit einem Blick in die aufgewühlte Schöllenen und dann hinaus aus dem Tor des Vierwaldstättersees in die Welt beginnt der Film von Felice Zenoni – «aus der Rumpelkammer Gottes und dem Irrgarten des Teufels zugleichen», wie Heinrich Danioth seine Heimat Uri nannte.

Als Danioth 1886 in Altdorf geboren wurde, fuhren die Züge von Hamburg nach Rom bereits durch den Gotthardtunnel – an Uri vorbei. Einer der Züge trug den jungen Heinrich nach Basel zum Studium der Kunst, zu Rudolf Löw. Ein anderer trug ihn durch den Gotthard nach Rom, zum Studium des Lebens.

Als Aktiv-Soldat im Ersten Weltkrieg erkrankte Heinrich und verbrachte über ein Jahr im Sanatorium in Piotta. In der Einsamkeit fand er zum Wesen der Kunst. In Karlsruhe fand er als Kunstschüler zu seinem Stil als Expressionist.

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Der Film «Danioth – Der Teufelsmaler» schafft es, die Enge der Bergköpfe um Danioth ebenso wie die Weite ihrer Bergsichten einzufangen. Regisseur Zenoni schafft es auch, die Urner Bildwelt von Danioth in den Film zu bannen. Zum kleinen filmischen Juwel – als Film im Film – geraten Danioths Tagebuchskizzen zu einer «durchzechten Nacht»: Wie in einem Stummfilm des Expressionisten F.W. Murnau zieht eine Künstlernacht an uns vorbei.

Die Sprechstimme Hanspeter Müller-Drossaarts leiht im Film dem Urner Künstler, der seine Heimat nie aus dem Herz, aber kaum in den Kopf kriegte, seine Bedachtheit: Die Stimme macht auch hörbar, was den scharfen Beobachter Danioth bewegte, wie er zu Worten zu seinen Bildern fand.

Der Expressionist Heinrich Danioth war nicht nur Maler. Er war ein kämpferischer Sätzebauer, ein grüblerischer Schriftsteller, ein begeisterter Musiker. Als Karikaturist war er in jener grossen Zeit des «Nebelspalters» tätig, als die Karikaturisten die Meinungsfreiheit gegen den Totalitarismus verteidigten – als das «Heilige Dritte Reich Deutscher Nation» seinen Weltkrieg führte.



Als Karikaturist auch ein Beobachter der Schweizer

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Danioth wusste, dass er während dieses Weltkrieges auf der Liste jener stand, die bei einem Einmarsch der Deutschen mit dem Schlimmsten zu rechnen haben würden. Er hatte immer seinen Rucksack unterm Bett. Dennoch ergriff er aber immer wieder das Wort, als Ausdruck gegen den Ungeist. Im Kriegswinter zog er sich auf die Alp zurück.



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Er schrieb 1944 sein «Urner Krippenspiel» – eine Geschichte der Verfolgten und Flüchtlinge seiner Zeit, in dem er Teufel, Bettler, Hitler und Mussolini um Flüchtlinge kreisen lässt.

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Als er, schon wieder in Friedenszeiten, 1950 den Teufel in der Schöllenen an die Wand malte, wurde er noch einmal zum nationalen Zankapfel: Sein später Expressionismus war einigen noch zu modern. Und fast hätte der Teufel triumphiert: Ein paar Jahre später musste das Bild der Sprengung eines weiteren Tunnels weichen – aber nur kurz. Heute prangt es – weit sichtbar – etwas weiter oben.

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Der Film läuft u.a. in Basel in den Kult-Kinos.

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