Heinz Spoerli: «Meine Karriere ist noch nicht vorbei»

Heinz Spoerli feiert heute seinen 75. Geburtstag. Der Starchoreograf des modernen klassischen Balletts denkt auch drei Jahre nach dem Ende seiner Zürcher Direktion nicht an den Ruhestand.

Choreograf Heinz Spoerli feiert seinen 75. Geburtstag: «Ich will selbst bestimmen, wann ich aufhöre» (Archiv) (Bild: sda)

Heinz Spoerli feiert heute seinen 75. Geburtstag. Der Starchoreograf des modernen klassischen Balletts denkt auch drei Jahre nach dem Ende seiner Zürcher Direktion nicht an den Ruhestand.

Soeben hat er an der Mailänder Scala die Cello Suiten von Bach neu inszeniert. «In den Winden im Nichts» ist eine Wiederaufnahme für Spoerli, doch den Schluss wollte er anders haben, also korrigieren. Weil das Werk seiner Meinung nach nie endet, endet auch die Arbeit nie. Selbst für einen nicht, der längst den Ruhestand erreicht hätte.

«Meine Karriere ist noch nicht vorbei. Ich will selbst bestimmen, wann ich aufhöre», sagt Spoerli. Er wird dem ihm voraus eilenden Ruf eines Fleissigen immer noch gerecht. Spoerli arbeitet als freier Choreograph, seit er nicht mehr Direktor des Zürcher Balletts ist, das er bis 2012 sechzehn Jahre lang geleitet hatte.

Fürsorglich und fordernd

Geboren wurde Spoerli 1940 in Basel. Im Variété kam er mit dem Theater in Berührung und liess sich, parallel zur Verkäuferlehre und gegen den Willen der kleinbürgerlichen Eltern, zum Tänzer ausbilden. Nach ersten Choreografien am Ballet du Grand Théâtre in Genf, kam Spoerli 1973 zum Ballett an den Basler Theatern, das er zu einem der wichtigsten klassischen Ensembles Europas machte.

1991 wurde er als Ballettdirektor an die Oper nach Düsseldorf berufen, die er nach vier Jahren wieder verliess, weil er sich in seiner künstlerischen Arbeit eingeschränkt fühlte.

Nein, er vermisse nichts, sagt Spoerli. «Ich habe 40 Jahre lang eine Kompanie geführt, das ist lang genug.» Er schätze die Zeit, die er nun zwischen den einzelnen Aufträgen habe. «Nur die Menschen um mich herum fehlen mir manchmal». Ihm, der sich stets als «Vater» seiner Truppe verstand, ebenso fürsorglich wie fordernd, und der abends nach den Proben doch die Distanz und die Einsamkeit suchte, um Musik zu hören.

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Die TagesWoche widmete Spoerli 2012 einen Artikel: Selbst aus «Chäs» machte Heinz Spoerli einen unvergesslichen Ballettabend. Ausgangspunkt war dieses Bild aus dem Fotoarchiv von Kurt Wyss:



Heinz Spoerli als Chefchoreograf des Basler Balletts bei der Probe zu einer eigenständigen «Giselle»-Inszenierung (Giselle oder die Wilis), die 1976 weltweit Aufsehen erregte.

Heinz Spoerli als Chefchoreograf des Basler Balletts bei der Probe zu einer eigenständigen «Giselle»-Inszenierung (Giselle oder die Wilis), die 1976 weltweit Aufsehen erregte. (Bild: Kurt Wyss)

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