Am Pfingstsonntag steht Timea Bacsinszky zum vierten Mal in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Achtelfinal – verloren hat sie noch keinen. Venus Williams ist also gewarnt.
Vor dem Start des French Open hoffte Timea Bacsinszky, endlich wieder einmal eine Serie von Siegen aneinanderreihen zu können. Fast ein Jahr hatte sie nie mehr bei einem Turnier drei Erfolge feiern können. Der Zauber von Paris funktionierte für die Waadtländerin, die am kommenden Donnerstag 28 Jahre alt wird, aber einmal mehr. So überzeugend wie noch nie überstand sie die ersten drei Partien, in denen sie nur neun Games verlor.
Nun wartet mit Venus Williams heute Sonntag (ca. 15.00 Uhr auf dem Centre Court) aber der erste ernsthafte Test. Die Amerikanerin feiert in zwei Wochen ihren 37. Geburtstag und erfreut sich einer Art drittem Frühling. Am Australian Open erreichte sie ihren ersten Grand-Slam-Final nach mehr als sieben Jahren (Niederlage gegen ihre mittlerweile schwangere Schwester Serena) und im Jahresranking belegt Williams den 6. Platz; Bacsinszky nur den 60.
Venus Williams ist aber alles andere als eine Sandplatz-Spezialistin und erreichte im Stade Roland-Garros in den letzten 20 Jahren nur einmal, 2002, den Final, den sie ebenfalls gegen Serena verlor. Deshalb ist die Schweizerin alles andere als klare Aussenseiterin. «Ich kann es nicht so genau erklären, aber wenn ich auf diese Courts komme, passiert etwas mit mir», wundert sich Bacsinszky selber. «Es brennt dieses Feuer, das mich noch etwas mehr pusht.»
«Spielen wir wirklich in der gleichen Welt?»
So setzte sich die Lausannerin vor einem Jahr in der gleichen Runde klar in zwei Sätzen gegen Venus Williams durch. «Die Bedingungen waren ähnlich wie heute», erinnerte sich Bacsinszky am Freitagabend nach ihrem Sieg gegen die Tunesierin Ons Jabeur in der 3. Runde. «Die Bälle waren etwas feucht und schwer.» So könnte es auch am Pfingstsonntag wieder sein, wenn der Wetterbericht recht hat. Dennoch glaubt Bacsinszky: «Es wird ein ganz anderes Spiel.» Sie wolle jetzt nicht gerade sagen, dass Williams eine andere Spielerin sei als vor einem Jahr. «Aber sie hat eine bessere Saison und ist eine echte Inspiration. Ich denke manchmal, oh mein Gott, spielen wir wirklich in der gleichen Welt?»
Sie fühle sich bereit für einen grossen Kampf«, verspricht Bacsinszky, die 2015 in Paris die Halb- und in Wimbledon die Viertelfinals sowie vor einem Jahr in Paris ebenfalls die Viertelfinals erreichte. »Aber ich Favoritin? Gegen Venus Williams? Macht ihr Witze? Schaut doch mal, wie viele Grand-Slam-Titel sie hat!“ Es sind sieben, aber eben noch keinen in Roland Garros. Und der letzte liegt sieben Jahre zurück.
Williams weiss jedenfalls, was sie erwartet. «Sie hatte hier die letzten zwei Jahre grossen Erfolge. Im letzten Jahre spielte sie gegen mich fehlerlos und verdiente den Sieg», weiss die Veteranin. «Aber ich habe jetzt die Chance, es besser zu machen. Und das werde ich versuchen.» In typisch amerikanischem Selbstbewusstsein fügte sie hinzu: «Ich will jeden Match gewinnen, den ich spiele. Wieso sollte ich auf den Platz gehen und denken, dieses Spiel werde ich jetzt verlieren.»