Die 69. Austragung der Tour de Romandie steht im Zeichen des Aufeinandertreffens zwischen Christopher Froome und Nairo Quintana. Aus Schweizer Sicht ruhen die Hoffnungen auf Mathias Frank.
Mit dem Sieg von Alejandro Valverde bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ist am Sonntag die Reihe der Frühjahrsklassiker zu Ende gegangen. Bei der heute (Dienstag) beginnenden Tour de Romandie rücken die Rundfahrt-Spezialisten wieder in den Fokus.
Angeführt von Vorjahressieger Christopher Froome wartet die sechstägige Westschweizer Rundfahrt, die mit einem Mannschaftszeitfahren im Vallée de Joux startet und mit einem Einzelzeitfahren in Lausanne zu Ende geht, auch heuer mit einem starken Teilnehmerfeld auf. Von den grossen Rundfahrt-Spezialisten fehlt einzig der Spanier Alberto Contador, der sich auf seinen Einsatz am Giro d’Italia (ab 19. Mai) vorbereitet.
Froome strebt in der Westschweiz bereits den dritten Gesamtsieg de suite an. Damit würde der Tour-de-France-Sieger 2013 mit Stephen Roche gleichziehen. Der Ire gewann in den Achtzigerjahren die Tour de Romandie ebenfalls dreimal, allerdings nicht in Folge. Als grösster Herausforderer Froomes wird der Kolumbianer Nairo Quintana gehandelt. Das 25-jährige Ausnahmetalent, 2013 Zweiter bei der Tour de France, gewann in diesem Jahr bereits das hervorragend besetzte Etappenrennen Tirreno – Adriatico.
Mit dem Italiener Vincenzo Nibali sowie den Franzosen Jean-Christophe Péraud und Thibaut Pinot steht ausserdem das komplette Siegerpodest der letzten Frankreich-Rundfahrt am Start. Auch Simon Spilak (Sieger 2010; 2012 und 2013 Zweiter) und Rui Costa (2012 bis 2014 Dritter) zählen zum erweiterten Favoritenkreis.
Ähnlich wie beim Start vor einem Jahr ist hinter Froomes Form ein grosses Fragezeichen zu setzen, denn der britische Captain des Teams Sky hat dieses Jahr erst 13 Renntage in den Beinen. Nach seinem Prestige-Sieg bei der Andalusien-Rundfahrt gegen Erzrivale Contador hatte der 29-Jährige Ende März bei der Katalonien-Rundfahrt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Erst vor einer Woche griff Froome bei der Flèche Wallonne wieder rennmässig ins Geschehen ein und beendete den Ardennen-Klassiker im 123. Rang. Eine erste grosse Prüfung dürfte den Briten bei der Königsetappe am Samstag erwarten. Das 162,7 km lange Teilstück beinhaltet vier Bergpreise der ersten Kategorie und endet mit einer Bergankunft in Champex-Lac .
Das Schweizer Team IAM Cycling steht bei der ersten Rundfahrt als World-Tour-Team auf heimischem Boden unter besonderer Beobachtung. Angeführt wird die Westschweizer Equipe von Mathias Frank. Der 28-jährige Luzerner, der zuletzt beim Klassiker von Lüttich wie zahlreiche prominente Fahrer (u.a. Quintana) gestürzt war, strebt nach seinem 4. Gesamtrang im Vorjahr einen weiteren Spitzenplatz an.
Rik Verbrugghe, der sportliche Leiter von IAM, macht keinen Hehl daraus, dass seine Equipe nach einer enttäuschenden Klassiker-Saison beim Heimrennen endlich Resultate abliefern muss. «Wir werden alles daran setzen, eine Etappe zu gewinnen und Mathias Frank im Gesamtklassement zu unterstützen.»
Neben Frank stellt die Schweiz mit Michael Albasini (Orica-GreenEdge) und Stefan Küng (BMC) zwei Anwärter auf einen Etappensieg. Albasini bewies vor einer Woche mit Rang 3 bei der Flèche Wallonne seine gute Form. Für Neo-Profi Küng ist es die erste Rundfahrt auf der World-Tour. Der 21-jährige Thurgauer errang Anfang April bei der Limburg Classic seinen ersten Profi-Sieg. Zwei Tage zuvor wurde er bei der Rundfahrt «Drei Tage von De Panne» im Zeitfahren nur von Zeitfahr-Olympiasieger und -Weltmeister Bradley Wiggins geschlagen.
Es verwundert also nicht, dass Küng seinen Fokus auf die beiden Zeitfahren legt. «Beim Mannschaftszeitfahren geht es primär darum, meine Teamkollegen fürs Gesamtklassement optimal zu positionieren. Da werde ich sicher als Lokomotive meinen Anteil dazu beitragen können.» Beim abschliessenden Einzelzeitfahren erhält die Schweizer Nachwuchshoffnung die Gelegenheit, ihre Qualitäten erneut unter Beweis zu stellen.
Ansonsten ist das Terrain für den Bahn-Weltmeister in der Einzelverfolgung eher «zu bergig» und ist seine Rolle als Helfer klar definiert. «Wenn sich mir jedoch eine Chance bietet, werde ich versuchen, diese zu packen», so Küng. Eine solche Gelegenheit könnte sich dem BMC-Fahrer bei der vierten Etappe mit Zielort in Freiburg bieten, wenn der unerschrockene Puncher in einer Spitzengruppe Unterschlupf findet.