Eine Hitzewelle macht derzeit den Australiern zu schaffen. Die eigentlich für ihr mildes Klima bekannte Insel Tasmanien vermeldete am Freitag den heissesten Tag seit Menschengedenken.
Das Thermometer stieg auf 41,8 Grad Celsius, wie das Wetteramt mitteilte. Es sei der höchste gemessene Wert seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts. „In der gesamten Zeit der Aufzeichnungen gab es nur drei oder vier Tage mit Temperaturen über 40 Grad“, sagte Meteorologe Murry Keable.
Auch in anderen Teilen Australiens litten die Menschen unter extremer Hitze. In vielen Städten wurden neue Hitzerekorde erreicht: In Eucla, 1500 Kilometer östlich der Westküstenstadt Perth, wurden diese Woche 48,2 Grad gemessen – so viel wie nie zuvor in der Region.
Perth war so heiss wie seit 80 Jahren nicht. In Wudinna in Südaustralien wurden 47 Grad gemessen, in Melbourne 41 und in Adelaide 44. Die höchste Temperatur aller Zeiten wurde 1960 in Oodnadatta in Zentralaustralien gemessen: 50,7 Grad.
70 Prozent Australiens betroffen
Die extrem aufgeheizte Luft verbreitet sich von den Wüstenregionen im Innern des Kontinents über die Bundesstaaten West Australia und South Australia über Victoria, New South Wales, Queensland und das Northern Territory aus.
„Das territoriale Ausmass ist ungewöhnlich“, sagte John Naim vom Wetterbüro in South Australia in lokalen Medien. „Mehr als 70 Prozent des Kontinents sind betroffen.“
Mit 29 Grad Celsius fast schon kühl war es in der grössten Stadt des Landes, Sydney. Dort strömten die Menschen zu Tausenden zu den Stränden, um sich abzukühlen.
„Ideale“ Bedingungen für Buschbrände
Die Feuerwehr auf dem ganzen Kontinent wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Bei solchen Temperaturen und teils heftigen Winden sei die Buschbrandgefahr extrem, warnten die Behörden. „Passt auf euch auf und bringt euch in Sicherheit“, twitterte Premierministerin Julia Gillard am Freitag.
Auf Tasmanien bedrohten zwei Buschfeuer Ortschaften. In der Nähe von Dunalley rund 60 Kilometer südlich von Hobart wurden mehrere Dutzend Häuser zerstört. Die einzige Strasse zur grössten Touristenattraktion, dem Gefängnis der einstigen Sträflingskolonie in Port Arthur, wurde geschlossen, weil sich dort Buschbrände auszuweiten drohten.
Nach zwei feuchten Jahren stehen Büsche und Gräser dicht. Sie sind nun ausgetrocknet und für die Flammen ideales Brennmaterial. Die Feuerwehr ordnete Räumungen an.
„Abzuwarten bis es womöglich zu spät ist, ist die gefährlichste Option“, warnte Feuerwehrchef Mike Brown in Hobart. Viele Leute haben Angst vor Plünderungen, wenn sie ihre Häuser verlassen.
Flucht in klimatisierte Gebäude
Die Polizei rief die Bevölkerung vielerorts auf, sich in Häusern und Shopping Malls mit Klimaanlage aufzuhalten. Sie warnte davor, Kinder oder Haustiere auch nur kurze Zeit in abgestellten Autos warten zu lassen.
Besonders Haustiere brauchten Hilfe. Hitzeschläge drohten, wenn die Tiere nicht in kühlen Räumen gehalten und mit ausreichend Wasser versorgt würden. Adelaide beschloss, den klimatisierten Busbahnhof rund um die Uhr aufzuhalten, um Menschen ohne Klimaanlage Zuflucht zu gewähren.