Für die SBB stellt der Winter keine Notfallsituation dar: Unter anderem dank Weichenheizungen, 360 in den Winterdienst abgestellten Mitarbeitern und einem neuen Frühwarnsystem sei die Bahn für Schnee und Kälte gerüstet, sagten Verantwortliche am Donnerstag in Zürich.
Wintersaison bedeute nicht Verspätungssaison, hielt Ludwig Näf fest, der als Leiter Operation Center Intervention auch als «Mister Winter der SBB» gilt. Selbst Schneefälle von bis zu drei Tagen könnten ohne spürbare Einschränkungen im Bahnverkehr bewältigt werden.
Damit etwa die Weichen nicht vereisen, sondern auch bei Minustemperaturen wie gewünscht gestellt werden können, setzt die SBB seit mehreren Jahrzehnten Heizungen ein. Diese funktionieren automatisch und autonom: Sie schalten sich je nach Temperaturen oder Schneefall ein oder aus.
Die Hälfte der Weichen ist beheizt
Derzeit sind rund die Hälfte aller 14’000 Weichen beheizt. Laut Daniel Föhn vom SBB-Kompetenzcenter Weichenheizung sind sämtliche Weichen entlang der Hauptgleise entsprechend ausgerüstet.
Ein genereller Ausbau ist nicht vorgesehen. Es werde jedoch laufend situativ geprüft, ob einzelne bislang unbeheizte Weichen aufgerüstet werden sollen, sagte Föhn. Dies könnte sich etwa nach Fahrplanänderungen aufdrängen.
Noch am Donnerstagabend zeigte sich, was geschehen kann, wenn Eis den Zugverkehr behindert. Der Bahnhof Sargans SG war nur beschränkt befahrbar, wie es in einer Bahnverkehrsinformation der SBB hiess. «Grund: Vereiste Bahnanlagen» – mit Verspätungen und Zugausfällen für unbestimmte Dauer.
Allerdings sind die Weichenheizungen, von denen zwei Drittel elektrisch und ein Drittel mit Gas betrieben werden, energieintensiv. Die Energiekosten bezifferte Föhn auf rund drei Millionen Franken pro Winter.
Durch den Einsatz moderner Systeme liesse sich der Energieverbrauch senken, sagte Föhn. Ein Ersatz einer 25 Jahren alten Weichenheizung führe zu einer Reduktion von rund 20 Prozent.
Schaufeln, pflügen, salzen, wischen
Die beheizten Weichen stellen nur eines von mehreren Elementen dar, damit die SBB gut durch die kalte Jahreszeit kommt, wie «Mister Winter» Ludwig Näf sagte.
So dauere etwa der Bereitschaftsdienst der Schneeteams von Mitte Oktober bis Ende März. Bei längerem und flächendeckendem Schneefall seien landesweit rund 360 Mitarbeiter im Einsatz. «Dank genauen Wetterprognosen für jeden Bahnhof, wissen wir, wann es die Teams an welchem Ort braucht.»
Die SBB hat zudem einen «Winterindex» entwickelt, der ihr als Frühwarnsystem seit vergangenem Oktober zur Verfügung steht. Dieser weist für verschiedene Einflussfaktoren – unter anderem Schnee, Kälte und Wind – das entsprechende Risiko aus. «Damit können wir unsere Ressourcen im Voraus besser planen und gezielter einsetzen», sagte Alexandra Federer von der Abteilung Sicherheit Betrieb.
Fliegender Schotter und Winter-Passagiere
Dank all diesen Vorbereitungen stelle «der Winter für die SBB keine Notfall- oder Ausnahmesituation» dar, sagte Ludwig Näf vor den Medien. Zu gewissen Verspätungen könne es auf dem SBB-Netz aber dennoch kommen.
So sind bei viel Schnee die Züge auf gewissen Bahnstrecken etwas langsamer als üblich unterwegs. Wie Näf ausführte, soll damit die Gefahr des sogenannten Schotterflugs minimiert werden.
Denn unter älteren Zugskompositionen kann sich viel Flugschnee ansammeln. Unter einem Wagenboden gefrieren bis zu vier Tonnen Schnee. In Tunnels oder beim Überfahren von Weichen können sich Eisblöcke lösen. «Dadurch können Schottersteine aufgewirbelt werden, welche die Bahnanlage oder andere Züge beschädigen», sagte Näf.
Auch all jene, die wegen Schneefalls ihr Auto stehen lassen, könnten zu Verspätungen beitragen: «Das Ein- und Aussteigen kann aufgrund höheren Passagieraufkommens länger dauern als an schnee- und eisfreien Tagen», hält die SBB in einer Mitteilung fest.