Der 40-jährige Henrik Stenson ist der erste schwedische Sieger an einem der vier Major-Golfturniere. Er gewinnt das 145. British Open in Troon drei Schläge vor dem US-Profi Phil Mickelson.
Was Stenson und auch der noch sechs Jahre ältere Mickelson in der Schlussgruppe der Schlussrunde auf dem Par-71-Kurs von Royal Troon an der schottischen Westküste zeigten, war Golf von allererster Güte. Die beiden hatten sich schon nach drei Runden vom Rest des Feldes abgesetzt. Am letzten Spieltag machten sie die übrigen 79 Finalisten, allesamt bestandene Profis, beinahe lächerlich. Der drittplatzierte Amerikaner J.B. Holmes lag zuletzt 13 Schläge hinter Stenson. Die Topfavoriten Rory McIlroy, Dustin Johnson, Jason Day und Jordan Spieth waren zuletzt weit abgeschlagen.
Obwohl er bis hierhin kein Major gewonnen hatte und obwohl der erste Sieg an einem der vier grossen Turniere für jeden Profi der schwierigste ist, spielte Stenson in der Schlussrunde wie in Trance, unglaublich kühl und konzentriert. Auch das starke Spiel seines Widersachers Mickelson machte ihn nicht nervös.
Es war kein Wunder, dass Stenson die Statistiken der Allzeit-Rekorde der Majors durcheinanderbrachte. Mit 20 Schlägen unter Par egalisierte er den Rekord, den der Australier Jason an der letztjährigen US-PGA-Championship aufgestellt hatte. Mit der weniger aussagekräftigen absoluten Schlagzahl von 264 verbesserte er um einen Schlag den 15 Jahre alten, ebenfalls von der US PGA Championship stammenden Rekord des Amerikaners David Toms. Stenson egalisierte mit der schier unglaublichen 63er-Schlussrunde auch die seit 1973 von vielen Spielern hingelegte tiefste Runde an einem Major. Das gleiche Kunststück war Phil Mickelson in Troon in der Auftaktrunde geglückt.
Nach nunmehr 441 ausgespielten Majors seit dem Beginn des British Open 1860 ist Schweden die 18. Nation, die mindestens einen Sieger stellt. Die Aufnahme in diesen Kreis hätte man viel früher erwarten können. Denn Schweden stellt schon seit Jahrzehnten Golfer, die das Potential für den Durchbruch gehabt hätten. Zu ihnen gehörten der heute mit Erfolg als Trainer für den österreichischen Verband tätige Anders Forsbrand und im weiteren Joakim Haeggmann, Per-Ulrik Johansson, Jesper Parnevik, Robert Karlsson, Carl Pettersson, Fredrik Jacobson und Peter Hanson. Aber erst Stenson Göteborg hat nun die Kohlen aus dem Feuer geholt. Dafür auf umso eindrucksvollere Art.
Auch Phil Mickelson hätte in Royal Troon Geschichte schreiben können. Es wäre sein sechster Sieg an einem Turnier auf Grand-Slam-Ebene (bisher dreimal US Masters, je einmal US PGA Championship und British Open) gewesen. Er hätte in der Bestenliste unter anderen Engländer Sir Nick Faldo eingeholt. An der Spitze stehen die herausragenden Amerikaner Jack Nicklaus (18 Titel) und Tiger Woods (14 Titel).
Henrik Stenson – er hatte neunmal auf der Europa-PGA-Tour und viermal auf dem amerikanischen Circuit gewonnen – war nur einmal ganz nahe an den Sieg an einem der vier grossen Turniere herangekommen. Das war am British Open 2013. Der damalige Sieger hiess – Phil Mickelson.