Hesch au scho mol dä Draum kha?

Es war eine europäische Kampagne der Höhenflüge, Rückschläge und Superlative für den FC Basel. Begonnen mit einer Mannschaft, die sich finden musste, und beendet mit einer Mannschaft, die sich gefunden hatte. Unser Gastgblogger blickt am Finaltag auf eine grandiose Europa-League-Saison zurück. Die Gruppenspiele Frei nach FCB-Rotblau-Total-Mann René Häfliger: «Willkommen in der Europa-League!» Am 20. September […]

Chelsea players run during a team training session at the Amsterdam Arena May 14, 2013. Chelsea will play Benfica in their Europa League final soccer match in Amsterdam on Wednesday. REUTERS/Eddie Keogh (NETHERLANDS - Tags: SPORT SOCCER)

Es war eine europäische Kampagne der Höhenflüge, Rückschläge und Superlative für den FC Basel. Begonnen mit einer Mannschaft, die sich finden musste, und beendet mit einer Mannschaft, die sich gefunden hatte. Unser Gastgblogger blickt am Finaltag auf eine grandiose Europa-League-Saison zurück.

Die Gruppenspiele

Frei nach FCB-Rotblau-Total-Mann René Häfliger: «Willkommen in der Europa-League!» Am 20. September 2012 holt der FC Basel einen Punkt bei einem Sporting Lissabon, das durchaus zu bezwingen gewesen wäre. Noch ahnt niemand, was sich da anbahnt.

Gegen den belgischen KRC Genk macht der FC Basel am 4. Oktober im St.-Jakob-Park aus einem 0:2 zur Pause ein 2:2. 21 Tage später verliert er beim ungarischen Verein Videoton FC 1:2. Es war das erste internationale Spiel mit Murat Yakin an der Seitenlinie.

«Wir hatten kein Mittel, um wirklich auch präziser zu sein, gerade auch in der letzten Konsequenz», sagt Yakin, und: «Wir sind noch nicht abgeschrieben.»

 

Es ist dies der emotionale und spielerische Tiefpunkt. Das Weiterkommen scheint in weite Ferne gerückt. Doch die Wende gelingt.

Der FC Basel gewinnt am 8. November gegen den Lieblingsverein Viktor Orbans, den Videoton FC aus Székesfehérvár mit 1:0 und zwei Wochen später gar mit 3:0 gegen Sporting Lissabon. Mit einem 0:0 und einem schon an Spielverweigerung grenzenden Ballgeschiebe in der Schlussphase gegen den KRC Genk zieht der FC Basel doch noch in die Runde der letzten 32 ein.

Marco Streller bringt’s auf den Punkt: «Die letzten drei Minuten waren sicher hässlich anzuschauen.»

Die K.o.-Spiele

Der Februar 2013 wird zum ukrainischen Frühlingsmonat. FC Dnipro Dnipropetrowsk (wie sagt man schon wieder?) wurde stilsicher aus dem Wettbewerb geworfen. Daheim im Joggeli wurde am 14. Februar mit dem 2:0 die Basis geschaffen, und das gibt’s als fünfzehnminütige Meditationsvariante: ohne TV-Kommentator, mit Muttenzerkurvenbeschallung, ein bisschen Schneefall – einfach pur:

Im Rückspiel am 21. Februar reicht ein 1:1 in der Dnipro-Arena. Ein Abend der Doppelpacks: Zwei Rote Karten, zwei Penalties, zwei Tore, reichlich Dramatik:

Was folgt, ist ein Abenteuer, das eigentlich in einen Comic gehört: Hulk beisst sich mit Zenit am Basler Beton fest. Marcelo Diaz (pardon, wie der Kommentator meint: Diatz) und Alex Frei schiessen den FCB am 7. März im Heimspiel gegen Sankt Petersburg mit 2:0 schon beinahe in den Viertelfinal. Aber geniessen Sie selbst den Bewegtbilderbeitrag:

Der Rest der Geschichte: Yann Sommer hält eine Woche später, am 14. März in Sankt Petersburg (mal wieder) einen Penalty, der FC Basel steht im Viertelfinal und tags darauf der nächste Gegner fest: Tottenham Hotspur FC, Londoner Traditionsverein und einer der aktuell besten englischen Vereine.

Das Hinspiel am 4. April an der White Hart Lane – einer der brillantesten Auswärtsauftritte des FCB international. Und diese Möglichkeiten für Mohamed Sa-la-h. Zitieren an dieser Stelle Lothar Matthäus: «Das Chancenplus war ausgeglichen». Und bei diesem Spiel schaute bei weitem nicht nur die Schweiz zu:

Was am 11. April im St.-Jakob-Park folgt, ist «europäische Weltklasse» (frei nach Felix Magath), ist Werbung für die Europa League und erinnert «11 Freunde» an längst vergessene, heiss umkämpfte Fussballnächte im Uefa-Cup: «Eurofighter reloaded». Gänsehaut.

Nun muss sich auch Karli Odermatt eingestehen: Die momentane Ausgabe des FC Basel hat es europäisch so weit geschafft, wie noch keine andere FCB-Mannschaft. Nach der Auslosung der Halbfinals schallt es durch die Basler Strassen schon: «Who are ya?» – alles scheint möglich. Amsterdam, wir kommen! Und Chelsea kommt am 25. April mit Fernando Torres und David Luiz nach Basel.

Mit Mohamed Salahs Tor schöpft der FCB eine Woche danach in London noch ein kleine Hoffnung. Mehr nicht. Am 2. Mai ist die Europa-Reise zu Ende.

Wie singen Caro: Komm wir fahren nach Amsterdam. Es war klar, daß ich dich nicht halten kann.

Fussball kann manchmal so gemein sein. «Hesch au scho mol dä Draum kha?»

Wer das alles noch einmal nachlesen möchte in der TagesWoche: rotblaulive

Nächster Artikel