Viel weniger Schweizer Soldaten als in der Zeit vor 1990 erleiden heute im Militär beim Schiessen einen Gehörschaden. Das schreibt die Suva, die im Auftrag des Bundes die Militärversicherung führt. Der Grund dafür dürfte die bessere Vorbeugung sein.
Mitte der 60er-Jahre war rund jeder fünfte Rekrut nach der Rekrutenschule hochtonschwerhörig, wie die Suva am Dienstag mitteilte. Doch nur wenige meldeten sich deshalb bei der Militärversicherung – rund 500 Hörschäden wurden jedes Jahr statistisch erfasst. Heute sind es noch rund 50 pro Jahr.
Dass das Risiko, beim Schiessen in der Armee einen Hörschaden zu erleiden, rund zehn Mal geringer ist als vor 1990, hat Gründe – nämlich verschiedene Präventionsmassnahmen der Armee und der Militärversicherung. Das schrieb die Suva gestützt auf Auswertungen der Militärversicherung.
«Befehle durchlassen»
Bis in die 70er-Jahre schützten sich Rekruten und Soldaten mit Gehörschutzpfropfen, welche die Armee entwickelt hatte. Sie sollten «Schiesslärm sperren, aber Befehle durchlassen», wie es in der Mitteilung heisst. Ab 1974 gab es zusätzlich Gehörschutzkapseln. Doch diese passten nicht unter die Helme der Soldaten.
Dass die Gehörschäden bis 1987 noch zunahmen, lag am neuen Sturmgewehr, das den Karabiner ablöste. Es lenkte mehr Schiesslärm zum Ohr der Schützen zurück, wie es in der Mitteilung heisst. Bis 1987 stieg die Zahl der gemeldeten Hörschädigungen auf über 700 im Jahr.
Ende der 80er-Jahre führte die Armee deshalb den Pamir ein: Gehörschutzkapseln, die auch unter dem Helm getragen werden können, und Gehörschutzpfropfen. «Mit dem persönlichen Set wurde jeder Soldat in die Pflicht genommen, seine Ohren zu schützen,» liess sich Stefan A. Dettwiler, Leiter der Militärversicherung, im Communiqué zitieren.
Ein wichtiger Schritt: Zuvor hatten die Truppen zwar die Gehörschutzmittel erhalten, doch es lag in der Verantwortung der Vorgesetzten, dass sie aushändigt respektive benutzt wurden. Zusätzlich dazu kam die Kampagne der Militärischen Unfallverhütung für das Tragen des Gehörschutzes.
Die meisten der heute rund 50 registrierten Hörschädigungen im Jahr bei Armeeangehörigen ereigneten sich vor zehn oder mehr Jahren. Die Militärversicherung stellte fest, dass nicht mehr der fehlende Schutz Grund der Schädigung war, sondern Unfälle.
Die Militärversicherung veröffentlichte am Dienstag auch ihre Bilanz von 2016: Rund 190 Millionen Franken – 3 Millionen Franken weniger als im Jahr davor – legte sie für Versicherungsleistungen aus, meist für Militärdienst-, Zivildienst- oder Zivilschutz-Dienstleistende.
Erfreulich seien die stabilen Heilungskosten bei 3 Prozent mehr Fällen, sagte Dettwiler laut Mitteilung. Insgesamt wurden rund 31’000 Krankheitsfälle und knapp 10’000 Unfälle gezählt. Knapp 17’000 Krankheitsfälle betrafen Milizsoldaten und 6500 Mal verletzten sich Milizsoldaten bei Unfällen.