Für Italien und Uruguay beginnt die K.o.-Phase bereits heute Dienstag. Die beiden früheren Weltmeister stehen sich zum Vorrunden-Abschluss der Gruppe D in Natal direkt gegenüber.
Gibt es in der Partie dieser beiden je drei Punkte vorweisenden Mannschaften einen Sieger, so muss sich der Verlierer aus dem WM-Turnier verabschieden. Italien reicht allerdings bereits ein Unentschieden, um weiterzukommen.
Neben England und Spanien wird es also eine dritte Weltmeister-Nation erwischen. Diesen nie erwarteten Fakt machte der Aussenseiter aus Costa Rica möglich, der dank seinen erstaunlichen Siegen gegen Uruguay (3:1) und Italien (1:0) bereits als Achtelfinalist feststeht und gegen die schon ausgeschiedenen Engländer in Belo Horizonte ab 18.00 Uhr zeitgleich zum Knüller Italien – Uruguay eine Ehrenrunde drehen darf.
Die Italiener wähnten sich nach ihrem 2:1-Erfolg gegen England zum Start der Gruppenspiele bereits auf der sicheren Seite. Doch nun droht ihnen der zweite vorzeitige Abgang in Serie, nachdem sie vor vier Jahren in Südafrika als Titelverteidiger in einer Gruppe mit Paraguay, der Slowakei und Neuseeland schmählich gescheitert waren. Ein erneutes Out wäre allerdings keine Premiere. Schon 1962 und 1966 schieden sie zweimal hintereinander in der Vorrunde aus.
Gegner Uruguay hatte seinen Stolperer im aktuellen Turnier gegen Costa Rica noch vor den Italienern. Da sie das Duell gegen den Underdog aus Mittelamerika gleich mit zwei Toren Differenz verloren, gehen sie mit einem gewichtigen Nachteil ins entscheidende Spiel. Die Uruguayer, 2010 in Südafrika stolzer WM-Vierter, müssen gewinnen, bei einem Unentschieden sind die Italiener weiter.
Im direkten Vergleich liegen die Himmelblauen aus Südamerika gegen die Blauen aus Europa knapp vorne. Von zehn Spielen gewann Uruguay drei, Italien nur zwei, fünfmal gab es ein Remis. Die bisher letzte Begegnung war an die «Squadra Azzurra» gegangen. Italien gewann am 30. Juni des Vorjahres am Confederations Cup in Brasilien das Spiel um Platz 3 im Penaltyschiessen. Keeper Gianluigi Buffon wehrte damals drei Versuche ab. Der 36-jährige Routinier sieht dem neuesten Duell gelassen entgegen: «Das ist mein zehntes grosses Turnier mit Italien, und nur einmal waren wir vor dem letzten Gruppenspiel qualifiziert.»
Eine Frage wird sein, wie die Italiener mit der Hitze klar kommen. In dieser Hinsicht trifft sie der Spielplan besonders hart. Gegen England mussten sie in Manaus antreten, gegen Costa Rica in Recife, und auch ihre dritte Partie bestreiten sie im schwülen Nordosten Brasiliens. Uruguay dagegen konnte zuletzt im vergleichsweise kühlen São Paulo antreten.
Daniele De Rossi, der Mann fürs Grobe, fällt wegen einer Wadenverletzung aus. Vermutlich versuchen sich die Italiener dafür mit einer Doppelspitze. Neben Mario Balotelli soll dort Ciro Immobile, der neue Stürmer von Borussia Dortmund und Serie-A-Torschützenkönig der letzten Saison, für Torgefahr sorgen.
Bei Uruguay fehlt wohl der unter Kniebeschwerden leidende Innenverteidiger Diego Lugano ein weiteres Mal. Trainer Oscar Tabarez wird vermutlich die gleichen elf Spieler beginnen lassen wie zuletzt gegen England. In diesem Match schoss der «Liverpooler» Luis Suarez, der beste Torschütze der englischen Liga, seine Kollegen aus der Premier League ab. Vielleicht wird nun gegen Italien dessen Sturmpartner Edinson Cavani, 2013 vor seinem Wechsel nach Paris Torschützenkönig mit Napoli, zum Rausschmeisser der Kicker aus der Serie A.
Costa Rica hat seine Zielsetzung schon weit übertroffen. Gegen England will Coach Jorge Luis Pinto im Hinblick auf die Achtelfinals einigen Spielern eine Pause verordnen. Trotzdem haben die Mittelamerikaner auch diesmal den Sieg auf ihrer Wunschliste. Als Gruppensieger könnte man das voraussichtliche Aufeinandertreffen mit Kolumbien vermeiden. Dazu würde ein Punkt schon reichen.
Aber auch die im Stolz verletzten Engländer werden mit einer umgekrempelten Equipe antreten. «Ich werde sicherstellen, dass so viele Spieler wie möglich ein paar Einsatz-Minuten bekommen», verriet Teamchef Roy Hodgson, «keiner soll sagen, dass er nur hier war, um das Kader aufzufüllen.»