Im Geschäft mit der Lust sind weitere Verbote der falsche Ansatz. Sexarbeiterinnen würde auch das «Freierverbot» nicht weiterhelfen – im Gegenteil. Mehr Erfolg und weniger Kosten verspricht dagegen ein Ausstiegsprogramm für Freier.
Der Europarat hat den europäischen Staaten empfohlen, ein Freierverbot wie in Schweden einzuführen, um Menschenhandel in der Prostitution zu bekämpfen. Die Schweiz folgt traditionellerweise den Empfehlungen des Europarates.
Eine parlamentarische Anfrage und die Psychologin Julia Onken haben eine öffentliche Diskussion zum «Freierverbot» ausgelöst. Weiterhin hat die SP-Politikerin Yvonne Feri eine Interpellation eingereicht, die anstelle von Verboten für eine Neuregelung der Sexarbeit plädiert.
Die Befürworterinnen begründen ihren Vorstoss mit der Bekämpfung des Menschenhandels, der in ihren Augen fast ausschliesslich in der Sexarbeit stattfindet, und mit dem Schutz der armen Frauen, die in diesem Gewerbe tätig sind.
Kriminalisierung soll zu einem Rückgang der Nachfrage führen
Dabei gehen die Feministinnen davon aus, dass Männer ihr Sexualverhalten überdenken, wenn es strafbar sein wird, für schnellen umkomplizierten Sex zu bezahlen. Da die Nachfrage nach Einführung eines Verbotes sinken würde, würde auch der Menschenhandel und damit der Zwang von Frauen zur Prostitution abnehmen.
Bei Gesetzen ist es überall gleich: Sie sind schnell verfasst und vom Parlament verabschiedet, aber die Umsetzung bringt oft nicht das gewünschte Ergebnis. Prohibition hat noch nie funktioniert, wenn Lust im Spiel ist. Bekanntestes Beispiel ist die in den 1920er-Jahren in Amerika eingeführte Alkoholprohibition. Schnell entstanden Verbrechersyndikate, die ganze Küsten beherrschten. Der Alkoholkonsum stieg in der Zeit massiv an.
Ist ein Freierverbot das richtige Mittel zur Bekämpfung des Menschenhandels?
Bei einem Freierverbot wäre es ähnlich wie bei der Alkoholprohibition. Der Reiz des Verbotenen hat etwas ungeheuer Anziehendes. Das weiss man auch aus der Drogenprävention. Die guten Absichten der Befürworterinnen würden zunichte gemacht, die Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen verschlechtert.
Die Freier, also jeder fünfte Schweizer, würden sich verhalten wie damals bei der Einführung des Gurtenobligatoriums. Störrisch und trotzig würden sie jetzt erst recht Sex kaufen. Nur noch etwas heimlicher, etwas versteckter als bisher. Der Menschenhandel könnte noch weniger geahndet werden als bisher.
Es gibt schon ein sehr strenges Gesetz gegen Menschenhandel (Art. 182. StGB). Dieses steltt zum Beispiel das Anwerben im Ausland unter Strafe, auch wenn dies nur für das eigene Bordell geschieht. Es gibt ein Gesetz, das die Förderung der Prostitution verbietet (Artikel 195), und ein Gesetz, mit dem Freier von Zwangsprostituierten bestraft werden können (Art. 193 StGB «Ausnützen einer Notlage»).
Ich schlage daher stattdessen ein Ausstiegsprogramm für Freier vor.
- Es könnte ein Verein für anonyme Freier gegründet werden – mit Gruppen und Treffen in allen grösseren Städten. Konkret in Zürich ein Verein für Aargauer, in Basel einer für Zürcher und so weiter.
- Man könnte Kurse anbieten, die Männern vermitteln, wie Frauen respektiert und sexuell begehrt werden möchten. Frau Onken könnte dazu sicher ein Konzept erarbeiten.
- Solche Kurse und Therapien müssten je nach Schwere des Falls krankenkassenpflichtig sein. Zum Beispiel bei regelmässigen Freiern, deren Verhalten schon fast Suchtcharakter aufweist.
- Für Schulen (ab Oberstufe) könnte es Präventionsprogramme geben. Da könnten etwa Ex-Freier erzählen, wie unbefriedigend und beschämend es ist, für Sex zu bezahlen.
- Pfadileiter sollten für das Thema ausgebildet werden, um am Lagerfeuer männliche Jugendliche zu sensibilisieren.
- Die Rekrutenschule ist der Ort, wo Prävention am meisten junge Männer erreicht. Entsprechende Instruktionslektionen sollten deshalb ein fester Bestandteil der militärischen Grundausbildung sein.
Ausstiegshilfe für Freier, kombiniert mit Präventionsmassnahmen, könnte zusammen mit der bestehenden Gesetzgebung die Ziele der Feministinnen effizienter und kostengünstiger erreichen. Die Massnahmen würden den Steuerzahler viel günstiger zu stehen kommen, als nach Freiern zu fahnden und sie rechtlich zu belangen.
Ich bin mir sicher, die Befürworterinnen des Freierverbots haben noch bessere Ideen, wie man die Massnahmen erfolgreich umsetzen könnte.