Hilfswerke werben für Spekulationsstopp-Initiative

Schweizer Hilfswerke werben für ein Ja zur Spekulationsstopp-Initiative. Sie sehen das Begehren der JUSO, über das Ende Februar abgestimmt wird, als Mittel für den Kampf gegen den Hunger. Weltweit hätten 800 Millionen Menschen nicht genügend zu essen.

Spekulation mit Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln kann nach Ansicht von Schweizer Hilfswerken zu Preisblasen führen, unter denen vor allem die Ärmsten auf der Welt leiden. Im Bild: Reisernte in Nepal. (Archivbild) (Bild: sda)

Schweizer Hilfswerke werben für ein Ja zur Spekulationsstopp-Initiative. Sie sehen das Begehren der JUSO, über das Ende Februar abgestimmt wird, als Mittel für den Kampf gegen den Hunger. Weltweit hätten 800 Millionen Menschen nicht genügend zu essen.

780 Millionen dieser Hungernden lebten in Entwicklungsländern, schreiben die Hilfswerke-Arbeitsgemeinschaft allianceSud, Swissaid und Brot für alle in einer gemeinsamen Mitteilung vom Donnerstag. Doch eigentlich würden die weltweit produzierten Nahrungsmittel für alle Menschen auf der Erde ausreichen.

Die Preise für Grundnahrungsmittel auf dem Weltmarkt hätten seit 2000 tendenziell stark zugenommen und seien starken Schwankungen unterworfen gewesen, schreiben die Hilfswerke. Sie erinnern an die Preisexplosionen 2008 sowie 2011/2012. In Entwicklungsländern sei es zu Notständen gekommen. Auch politische Unruhen habe es gegeben.

Preisblasen und Preiszerfall

Schwankungen bei Angebot und Nachfrage seien zwar mit ein Grund für kurz- und mittelfristige Preisschwankungen, sagte Mark Herkenrath von allianceSud laut Redetext in Bern vor den Medien. «Doch die Finanzspekulation steigert deren Effekt.» Spekulation könnten normale Preisanstiege zu Preisblasen werden lassen oder den Zerfall von Preisen zusätzlich beschleunigen.

«Diese Preisschwankungen können Menschen in Entwicklungsländern, die bis zu 80 Prozent ihres Einkommens für Essen ausgeben müssen, schnell in Hunger stürzen», liess sich Catherine Morand von Swissaid zitieren. Investoren seien unabdingbar, damit die Agrarmärkte funktionierten, denn sie stellten die nötige Liquidität bereit.

Die Spekulationsstopp-Initiative wolle nicht diese Terminverträge angreifen, sondern «schädliche Spekulation». Gemeint sind Finanzinstrumente mit Bezug auf Agrarrohstoffe und Nahrungsmittel sowie der Verkauf von entsprechenden strukturierten Produkten.

An Verantwortung der Schweiz erinnert

Tina Goethe von Brot für alle erinnerte an die Verantwortung der Schweiz. «Sie trägt eine besondere Verantwortung, denn sie ist im Rohstoffhandel eine Grossmacht.» Die Hilfswerke verwiesen auf Beschlüsse in der EU und in den USA, um die exzessive Finanzspekulation auf Nahrungsmitteln einzudämmen.

In ihren Augen hat es die Schweiz verpasst, mitzuziehen. Recherchen von Brot für alle hätten 2013 ergeben, dass Schweizer Banken Finanzinstrumenten mit Bezug auf Agrarrohstoffe anböten, sagte Goethe. Führend sei die Grossbank CS.

Das Volksbegehren mit dem Titel «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln!» war im Herbst 2012 von der JUSO gemeinsam mit der SP, den Grünen und mehreren Hilfswerken lanciert worden. Abgestimmt wird am 28. Februar.

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