Hiller, Sbisa und Diaz vor Neuanfang – Müller vor NHL-Debüt

In der Nacht auf Donnerstag Schweizer Zeit startet die NHL-Saison 2014/15. Zehn Schweizer figurieren in den Kadern der Teams. Für drei von ihnen ist die kommende Saison ein Neuanfang.

Calgarys Jonas Hiller in einem Vorbereitungsspiel gegen Winnipeg (Bild: SI)

In der Nacht auf Donnerstag Schweizer Zeit startet die NHL-Saison 2014/15. Zehn Schweizer figurieren in den Kadern der Teams. Für drei von ihnen ist die kommende Saison ein Neuanfang.

Mit Jonas Hiller, Luca Sbisa und Raphael Diaz spielen gleich drei Schweizer für eine neue Organisation. Hiller ging nach sieben Jahren bei den Anaheim Ducks zu den Calgary Flames, bei denen er für zwei Saisons und neun Millionen Dollar unterschrieb. Zwar wäre der 32-jährige Appenzeller gerne in Kalifornien geblieben, er war jedoch auf den Abgang vorbereitet, nachdem ihm in den Playoffs zunächst Frederik Andersen und dann John Gibson vorgezogen worden war.

Nicht nur wegen des Wechsels verlief der Sommer für Hiller ereignisreich. Er wurde erstmals Vater, und zwar von einer Tochter namens Noelia, musste sich einer Blinddarm-Operation unterziehen und war an zwei Hochzeiten, darunter jene seines Bruders.

In der Vorbereitung brachte es Hiller auf eine Abwehrquote von soliden 93,1 Prozent und feierte einen Shutout. Er spürt bei den Flames jenes Vertrauen, das er für gute Leistungen benötigt, was zuletzt bei Anaheim nicht mehr der Fall gewesen war. Die Chancen stehen gut, dass er die Nummer 1 sein wird – sein Konkurrent ist der Finne Karri Rämö. Bei seinem neuen Arbeitgeber sind von Hiller auch Führungsqualitäten gefordert, ist er doch der zweitälteste Spieler im aktuellen Team.

Obwohl Sven Bärtschi von Calgary in die AHL geschickt wurde, ist Hiller nun definitiv nicht der einzige Schweizer bei den Flames. Am Montag erhielt Verteidiger Raphael Diaz von den Kanadiern nach einem beeindruckenden Trainingscamp einen Einweg-Vertrag über ein Jahr, der ihm 700’000 Dollar einbringt – das sind 550’000 Dollar weniger als in der Saison zuvor.

In der aktuellen Situation spielte das Geld für den Zuger jedoch eine untergeordnete Rolle, da es für ihn gilt, seine Karriere in der besten Liga der Welt neu zu lancieren. Nach einem guten Start bei den Montreal Canadiens geriet diese in der vergangenen Spielzeit ins Stocken: Er wurde gleich zweimal abgegeben, von Montreal an Vancouver und von den Canucks zu den New York Rangers.

Bei Calgary hat er mit Bob Hartley, der die ZSC Lions 2012 zum Meistertitel führte, einen Trainer, der viel von Diaz hält. Das erste Mal hatte er ihn vor seinem Engagement bei den Lions gesehen, als er für Verhandlungen in der Schweiz weilte und die Partie Zug gegen Servette schaute. Danach sagte er zum damaligen GM der Flames: «Du musst diesen Namen im Auge behalten». Nun ist Diaz über Umwegen doch noch bei Hartley gelandet.

Wie Hiller musste auch Sbisa die Ducks verlassen; er wurde zu den Canucks getradet. Der 24-jährige Verteidiger hat ein schwieriges Jahr mit vielen Verletzungen hinter sich, dennoch steigt er voller Selbstvertrauen in die neue Saison, da er mental gereift ist. Zudem hätte er sich keine bessere Destination als Vancouver wünschen können, da er sich bei den Olympischen Spielen 2010 in die Stadt verliebt hat. «Ich fühle mich wohl, es passt alles», sagte Sbisa.

In der Verteidiger-Hierarchie scheint er die Nummer 5 zu sein, es könne sich aber noch sehr viel ändern. Mit Yannick Weber spielt ein zweiter Schweizer in der kanadischen Metropole. Der Berner hofft, vor allem im Powerplay eine feste Grösse zu sein. Falls sich kein Verteidiger verletzt, dürfte es für ihn allerdings schwierig werden, regelmässig zum Einsatz zu kommen. Diese Situation kennt er aber bereits.

Nicht um Eiszeit fürchten muss Mark Streit in seiner zweiten Saison bei den Philadelphia Flyers. Der 36-jährige Berner wird auf noch mehr Einsatzminuten kommen, da Kimmo Timonen wegen lebensbedrohlichen Blutgerinnseln auf unbestimmte Zeit ausfällt und seine Karriere vielleicht gar beenden muss. Streit, der vor allem im Powerplay gefragt ist, blickt auf eine hervorragende Vorbereitung zurück: In vier Testpartien realisierte er nicht weniger als zwei Tore und sechs Assists.

Auch neben dem Eis ist dem Schweizer als Assistenz-Captain eine wichtigere Rolle zugedacht. «Ich liebe es, Verantwortung zu übernehmen und ich fühle mich wohler als im vergangenen Jahr», sagte Streit, der zuvor bei den New York Islanders Captain gewesen war.

Einen Schritt vorwärts machen möchte auch Nino Niederreiter bei den Minnesota Wild. Der 22-jährige Churer strebt an, zu den Top-6-Stürmern zu gehören. «Ich will mehr Einfluss aufs Spiel haben», sagte Niederreiter. Der Olympia-Teilnehmer hat nach schwierigen Jahren bei den Islanders eine gute erste Saison bei Minnesota mit 42 Skorerpunkten (17 Tore) hinter sich. Dennoch musste er sich lange gedulden, ehe er einen neuen Vertrag unterschreiben konnte – für drei Jahre und acht Millionen Dollar.

Damien Brunner ist bei den New Jersey Devils in der dritten NHL-Saison auf der Suche nach Konstanz. Er traut sich 25 Tore zu, müsse aber mindestens 15 Minute Eiszeit erhalten, um regelmässig zu treffen. «Wenn du 10 bis 13 Minuten spielst, ist es hart, konstant zu sein», so Brunner. Ob der Wunsch in Erfüllung geht, ist aber mehr als fraglich. Auf Grund der Vorbereitung muss er befürchten, zunächst bloss in der vierten Linie zum Zug zu kommen.

Roman Josi hat bei den Nashville Predators mit dem offensiver ausgerichteten Peter Laviolette einen neuen Headcoach erhalten, an seinem Status hat sich aber nichts geändert. Er bildet zusammen mit Shea Weber weiterhin das erste Verteidiger-Duo.

Zu seinen ersten Einsätzen in der NHL dürfte Mirco Müller kommen, jedenfalls gehört der 19-Jährige bei den San Jose Sharks zu den letzten sieben Verteidigern. Das erste seiner drei Vertragsjahre beginnt allerdings erst dann zu laufen, wenn er zehn Partien für die Kalifornier bestritten hat. Insofern ist eine Rückkehr zum Juniorenteam Everett Silvertips nach wie vor ein realistisches Szenario.

Reto Berra geht bei den Colorado Avalanche als klare Nummer 2 hinter Semjon Warlamow in die Saison. Der Zürcher zerstreute aber mit starken Leistungen in der Vorbereitung die Zweifel, die in der vergangenen Saison in den zwei Einsätzen für das Team aus Denver aufgekommen waren. Das sieht auch Headcoach Patrick Roy so: Er habe genau das getan, was er habe tun müssen, damit jeder an ihn glaube.

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