Der Schweizer Geologe und Himalaja-Forscher Augusto Gansser ist am Montag in Lugano im Alter von 101 Jahren gestorben, wie die ETH und die Universität Zürich mitteilten. Er galt wegen seiner Forschungs-Arbeiten über das höchste Gebirge der Welt als „Vater des Himalaja“.
Der 1910 in Mailand geborene Gansser nahm nach seinen Geologie-Studien an der Universität Zürich in den Dreissiger Jahren an Grönland-Expeditionen sowie an einer Forschungsreise von Professor Arnold Heim in den Himalaya teil. Dabei entdeckte Gansser die geologische Nahtstelle zwischen der Indischen und der Eurasischen Platte am Fusse des Berges Kailash.
Er war der erste Geologe, der diesen heiligen Berg in Tibet 1936 erforschte. Da das Betreten Tibets damals für Ausländer bei Todesstrafe verboten war, unternahm Gansser die Umrundung des Kailash von indischem Boden aus, als buddhistischer Pilger verkleidet.
Weitere Forschungsreisen, einige im Dienste von Erdölunternehmen, führten ihn in geologisch unerforschte Gebiete auf drei Kontinenten. Unter anderem kartographierte Gansser die Gebirge des damals noch verschlossenen Himalaja-Königreiches Bhutan. 1980 und 1985 lud ihn der chinesische Reform-Politiker Deng Xiaoping zu Expeditionen durch Tibet ein.
Von 1958 bis 1977 lehrte er als Ordinarius an der Universität und der ETH Zürich. Für seine Pionierarbeiten zur Geologie des Himalajas verlieh ihm die pakistanische Universität Peshawar 1983 den Titel „Baba Himalaya“ (Vater des Himalaja). Zudem erhielt er zahlreiche Wissenschaftspreise.
Seine Erinnerungen hielt der Geologe, Zeichner und Fotograf in reichbebilderten Büchern fest. Die geologische Karte, die er von Bhutan erstellt hat, und seine Bücher über den Himalaja und Bhutan gelten heute noch als Referenzwerke.