Was bedeutet die Schwarzwaldbrücke als Stadtautobahn für das Breite-Quartier? Und welche Möglichkeiten gibt es, um diesen Ort für Fussgänger annehmlicher zu gestalten? Eindrücke und Ideen.
Wenn man die Schwarzwaldbrücke vom Tinguely-Museum aus gesehen auf der rechten Seite als Fussgänger überqueren will, steht man am Ende der Brücke vor einer etwas absurden Entscheidung. Begehe ich die für Fussgänger erbaute Konstruktion, die im Zick-Zack ans Rheinufer – wohlgemerkt nicht zur Tramstation – hinab führt? Oder folge ich dem Veloweg, der direkt neben dem Breite Hotel in den Strassenverkehr mündet, so dass der restliche Weg zur Tramstation ein Katzensprung ist?
Wir haben für unseren Artikel keine Feldforschung betrieben, aber wir denken, dass viele Fussgänger die letztere Variante nehmen, da der Zick-Zack-Weg im Gegensatz zum Veloweg einige Minuten Umweg bedeutet. Das ist aber noch lange nicht die einzige Hürde, die Fussgänger wegen der Schwarzwaldbrücke nehmen müssen.
Der Bau der Schwarzwaldbrücke
Die Schwarzwaldbrücke über den Rhein wurde in den Jahren 1970 bis 1973 erbaut. Sie bildet einen wichtigen Bestandteil des schweizerischen Nationalstrassennetzes sowie des lokalen städtischen Strassennetzes. Ausserdem verbindet sie die deutsche Autobahn A5 mit der schweizerischen Autobahn A2. Dies ist der Hauptgrund, weshalb die Schwarzwaldbrücke so stark befahren ist. Sie wurde zwischen der bis dahin für den Autoverkehr dienenden St. Albanbrücke und der Schienenverkehrbrücke erbaut (siehe Artikelbild). Die St. Albanbrücke wurde 1973 abgerissen.
Der Bau der Schwarzwaldbrücke war bestimmt ein Einschnitt in das alltägliche Leben um das Gebiet des «Birsköpfli». Eine 73-jährige Birsfelderin erinnert sich noch gut an den Bau damals: «Ja, die St. Albanbrücke ist mir stark in Erinnerung geblieben. Sie hat immer so gezittert wegen der vielen Lastwagen, die rüber mussten. Als dann die Schwarzwaldbrücke gebaut wurde, mussten wir Birsfelder den Bau damals einfach so hinnehmen. Es war, als würde ein grauer Betonkoloss direkt vor unsere Haustüre gepflanzt, und wir konnten kein Wort bei der Entscheidung mitreden.»
Bei der Bauplanung ist es aber immer wichtig, die betroffene Bevölkerung mit in die Diskussion einzubeziehen. Heute wird das oftmals gemacht, wie die diesjährige Abstimmung über den Claraturm zeigt.
Doch als die Schwarzwaldbrücke gebaut wurde, wurde die Stimme der Bevölkerung noch nicht einbezogen. In einem Artikel über Autobahnbauten von 1974 wurde trotzdem schon zu dieser Zeit gefordert, dass es wünschenswert wäre, wenn Stadtbewohner Einfluss auf Entscheidungen, welche die Qualität des Lebensraumes für den Menschen beeinträchtigen könnten, hätten.
Was passiert, wenn sich der Städtebau am Automobilverkehr statt am Fussgänger orientiert?
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hat der Bau der Schwarzwaldbrücke einige Hindernisse für Fussgänger entstehen lassen. Der Fussgänger ist auf der Brücke eigentlich nicht erwünscht. Es ist zwar ein Gehsteig und ein kleiner Weg entlang der Geleise vorhanden, diese sind jedoch ungemütlich. Dasselbe gilt auch für Velofahrer, wobei diesen mit einer eigenen Spur immerhin ein wenig Erbarmen gezeigt wurde. Die Fussgänger, die auf der Kreuzung unterhalb der Autobahn die Strassenseite wechseln oder von Bus auf Tram umsteigen wollen, sind gezwungen, die unschöne Unterführung zu benutzen. Oftmals ist aber zu beobachten, dass am Abend nach der Rush-Hour viele Passanten lieber über die Strasse eilen und hektische Blicke nach links und rechts werfen.
Aber auch tagsüber zeigen sich solche Manöver. So berichtet eine Anwohnerin auf der Birsfelder-Seite, wie sie lieber die stark befahrene Hauptstrasse, ohne Fussgängerstreifen, überquert als die Unterführung bei der Kreuzung zu benutzen, um den Bus in Richtung St. Jakob zu erwischen. Denn auch die Begehung der Unterführung kostet unnötig Zeit, sowie das Zick-Zack-Konstrukt der Brücke. Genau diese Ablehnung der eigentlich für die Fussgänger gedachten Wege zeigt auf, dass bei der Stadtplanung der Fokus auf den Automobilverkehr und nicht auf die Fussgänger gelegt wurde. Denn diese wurden unter die Erde geschickt, während die Autos und Lastwagen in die Lüfte gehoben wurden.
So könnte dem Fussgänger geholfen werden
Für dieses grundsätzliche Problem der Gewichtung von Autospuren und Fussgängerwegen gibt es keine simple Lösung. Eher sollte man den Bau als ein Musterbeispiel der unvorteilhaften Stadtplanung betrachten und sich daran ein Beispiel für kommende Bauten nehmen, um die Fehler nicht ein weiteres Mal zu begehen. Trotzdem haben wir uns einige kleine Änderungen überlegt, die das Leben der Fussgänger vereinfachen könnten.
Dort, wo die Fussgänger bis jetzt zwischen Veloweg und Zick-Zack-Konstruktion entscheiden müssen, wäre es ein Leichtes, neben der Velospur eine Fussgängerspur zu errichten. Zwei Fliegen mit einer Klappe könnte man schlagen, wenn man eine zeitlose, ästhetische Überführung entlang der Autobahnfassade auf der Birsfelder-Seite bauen würde. Erstens erleichtert sie den Weg von der Birs aus zur Busstation Richtung St. Jakob und zweitens würde sie den grauen «Betonkoloss» optisch aufwerten. Eine andere Verbesserung, die mit sehr wenig Aufwand betrieben werden könnte, wäre die Unterführung attraktiver zu machen. Dafür müsste sie einerseits viel besser ausgeleuchtet werden, andererseits könnte man die Gestaltung der Wandbilder überdenken. Daraus könnte man direkt ein Quartierprojekt lancieren, bei dem die Anwohner für die Ausgestaltung miteinbezogen werden.
Wenn Sie als Anwohner, Leser, Leserin der TagesWoche oder kreativer Kopf auch Ideen für die Aufwertung der Breite haben, zögern Sie nicht, diese in einem Kommentar zu nennen.