Martina Hingis spielt am Samstag im Fedcup gegen Polen im Einzel. Die 34-jährige Ostschweizerin wird damit ihre erste Einzel-Partie auf höchstem Niveau seit September 2007 bestreiten.
Martina Hingis gibt am Samstag um 12 Uhr nicht nur ihr Comeback nach 17 Jahren Fedcup-Abstinenz, die Weltnummer 4 im Doppel fordert gleich auch noch im Einzel die polnische Teamleaderin Agnieszka Radwanska heraus. Eine Sensation war dies nach den Ereignissen der letzten Wochen nicht mehr. Belinda Bencic sagte ab, weil sie sich derzeit auf ihre Einzelkarriere konzentrieren möchte, Stefanie Vögele leidet an einer Schulterverletzung und auch Romina Oprandi ist nach einer weiteren Schulteroperation nicht hundertprozentig fit. Deshalb sagte Günthardt: «Dank Hingis haben wir eine Siegchance.»
Die Ostschweizerin gewann in den letzten eineinhalb Monaten die Doppelturniere in Indian Wells, Miami und Charleston (mit Sania Mirza) und traf erst am Donnerstag im Provinzstädtchen Zielona Gora ein. «Nach der Absage Vögeles habe ich angefangen, mir Gedanken über einen Einzel-Einsatz von Martina zu machen», verriet der Captain. Die Siegerin von fünf Grand-Slam-Titeln im Einzel (1997 bis 1999) fand sich auf dem sehr schnellen Hallenbelag sofort zurecht und sagte nach einer Nacht Bedenkzeit und einem weiteren Training gestern Morgen zu, es versuchen zu wollen. «Ich fühle mich geehrt, dass das Team Vertrauen in mich hat und mir einen Sieg zutraut.»
Letztmals ein Einzel auf höchster Ebene spielte Hingis im September 2007 beim Turnier in Peking, ehe sie nach einer Dopingsperre ihren zweiten Rücktritt verkündete. Seit ihrem Comeback auf der Doppeltour vor gut einem Jahr eilt sie jedoch von Sieg zu Sieg. Und im vergangenen November bezwang sie Agnieszka Radwanska in einem Spiel der indischen Champions Tennis League auf einen Satz. «Das war natürlich nur Exhibition», dämpft Hingis eine zu grosse Euphorie. Dennoch dürfte auch dieser Erfolg mitgeholfen haben, dass sie sich zumindest eine Chance gibt. «Und ich habe nichts zu verlieren.» Denn natürlich ist die Weltnummer 9 und Wimbledonfinalistin von 2012 haushohe Favoritin. Aber sie trägt die Hoffnungen des polnischen Teams, seinen Platz in der Weltgruppe I zu behaupten, praktisch alleine.
Die Schweizerinnen hingegen können auf die Spielerin der Stunde zählen. Alles andere als ein Sieg von Timea Bacsinszky (WTA 22) gegen Agnieszkas jüngere Schwester Urszula Radwanska (WTA 114) käme einer faustdicken Überraschung und Enttäuschung gleich. Die 25-jährige Waadtländerin ist jedenfalls froh über die Unterstützung durch Hingis, auch wenn sie gestern in Polen völlig in ihrem Schatten stand. «Sie ist eine Ikone und war mit ihrem Spielstil eine Pionierin», schwärmt Bacsinszky.
Ob Hingis vor dem Doppel auch noch ein zweites Einzel spielen würde, wollten alle Beteiligten offen lassen. «Warten wir mal das erste Spiel ab», sagte sie. Romina Oprandi (WTA 129) und Viktorija Golubic (WTA 240) versicherten auf jeden Fall übereinstimmend, sie wären einsatzbereit für ein Einzel.
Weltgruppe II. Playoff. Polen – Schweiz (in Zielona Gora, Halle): Samstag, 12.00 Uhr: Agnieszka Radwanska – Martina Hingis, gefolgt von Urszula Radwanska – Timea Bacsinszky. – Sonntag, 12.00 Uhr: A. Radwanska – Bacsinszky, gefolgt von U. Radwanska – Hingis, gefolgt von Alicja Rosolska/Klaudia Jans-Ignacik – Bacsinszky/Hingis.