Mit einem Händedruck inszenieren US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro das Ende der jahrzehntelangen Eiszeit zwischen ihren Ländern. Mit Spannung wurde eine direkte Unterredung der beiden am Amerika-Gipfel in Panama erwartet.
Noch am Samstag sollten Obama und Castro zu einem Gespräch zusammenkommen – wann genau, blieb unklar. Zum Auftakt des Gipfels hatten sich der US-Präsident und der kubanische Staatschef am Freitagabend (Ortszeit) demonstrativ begrüsst und die Hand geschüttelt.
«Historische Gelegenheit»
Obama beurteilte die neue Kuba-Politik der USA als einen «Wendepunkt» für die gesamte amerikanische Region. «Die Tatsache, dass Präsident Castro und ich beide heute hier sind, bedeutet eine historische Gelegenheit», sagte Obama am Samstag. Castro nannte den US-Präsidenten kurz vor dem geplanten Treffen einen «ehrlichen Mann».
Auch Medien beider Länder unterstrichen die historische Dimension der Begegnung zwischen Obama und Castro, nachdem beide Staaten im Dezember überraschend eine Annäherung eingeleitet hatten. «Historic Meet and Greet» (Historisches Treffen und Begrüssen), kommentierte der Sender NBC den Händedruck der beiden Staatschefs.
«Obama und Castro schreiben Geschichte», titelte eine Reihe von US-Medien. «Einer der Höhepunkte des Tages war die Begrüssung zwischen Raúl und Obama», meinte auch das kubanische Parteiorgan «Granma» und erinnerte daran, dass sich die beiden Staatschefs schon im Dezember 2013 am Rande des Begräbnisses von Nelson Mandela in Südafrika begrüsst hatten.
Es sei das erste Mal, «dass die 35 unabhängigen Nationen unserer Hemisphäre am selben Tisch zusammenkommen», sagte der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, zum Gipfelauftakt. Papst Franziskus schickte seine Glückwünsche.
Praktische Fragen
Erstes Ziel der Normalisierung zwischen Washington und Havanna ist die baldige Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften. Allerdings geht es bei der Botschaftseröffnung langsamer voran als zunächst geplant. Obama-Berater Ben Rhodes sagte, es gebe noch praktische Fragen.
Auch eine Entscheidung Washingtons, Kuba von der US-Terrorliste zu streichen, steht noch aus. Es gab aber auch Spekulationen, dass die USA einen solchen Schritt bereits in Panama bekanntgeben könnten.
Seit der kubanischen Revolution und der folgenden Enteignung amerikanischer Firmen vor mehr als 50 Jahren unterhalten Havanna und Washington keine diplomatischen Beziehungen. Doch trotz massiver Sanktionen sowie Mordversuchen des US-Geheimdienstes hielt sich Revolutionsführer Fidel Castro an der Macht. Erst 2006 übergab der heute 88-Jährige die Regierungsgeschäfte an seinen 83-jährigen Bruder Raúl.
Unklar ist, wann die USA ihre Sanktionen aufheben werden, mit der sie das sozialistische Regime über Jahrzehnte auszuhungern versuchten.
Treffen mit Opposition
Noch kurz vor der offiziellen Gipfeleröffnung und einem Staatsdinner am Freitagabend (Ortszeit) traf Obama laut dem Weissen Haus aber auch mit kubanischen Oppositionellen zusammen. Im Anschluss an ein Forum der Zivilgesellschaften aus ganz Lateinamerika und der Karibik habe er die kubanischen Oppositionellen Manuel Cuesta Morúa und Laritza Diversent, sowie 13 weitere Aktivisten getroffen.
Obama sagte den Dissidenten die Unterstützung Washingtons zu. «Wir stehen an eurer Seite», betonte der US-Präsident. Gleichzeitig versicherte er, die Zeit der Einmischung der USA in die Angelegenheiten Lateinamerikas sei vorbei.